Vom Szenekiez ins Gewerbegebiet: Ausbildungswerk Kreuzberg ist umgezogen

Die Tischler-Azubis Momo und Alaa schnappten sich den Präsentkorb von Stadträtin Birgit Monteiro. Sie schaute beim Ausbildungswerk Kreuzberg vorbei, das jetzt nach Alt-Hohenschönhausen in helle, moderne Werkstätten umgezogen ist. | Foto: Berit Müller
8Bilder
  • Die Tischler-Azubis Momo und Alaa schnappten sich den Präsentkorb von Stadträtin Birgit Monteiro. Sie schaute beim Ausbildungswerk Kreuzberg vorbei, das jetzt nach Alt-Hohenschönhausen in helle, moderne Werkstätten umgezogen ist.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Fast 40 Jahre war das Ausbildungswerk Kreuzberg, kurz ABW, im Szenebezirk jenseits der Spree zu Hause. Jetzt ist der Berufsbildungsträger mit seinen Werkstätten und der Verwaltung in die GSG-Gewerbehöfe in der Plauener Straße gezogen. Wirtschaftsstadträtin Birgit Monteiro (SPD) schaute gleich zu einem Antrittsbesuch vorbei.

Birgit Krüger macht keinen Hehl draus. „Die Gegend ist schon gewöhnungsbedürftig“, sagt die sozialpädagogische Leiterin des ABW und blickt aus einem der riesigen Werkstattfenster auf den Gewerbepark. Dann dreht sie sich mit einer ausholenden Geste um. „Aber die Räume hier haben uns sofort überzeugt, die sind bestechend. Groß, hell, modern. Und bezahlbar!“.

Der Standort in Kreuzberg sei einfach nicht zu halten gewesen, ergänzt Technikchefin Trude Leßmann. „In diesen begehrten Kiezen sind keine Werkstätten mehr erwünscht, dort geht es nur noch um Wohneigentum. Wir mussten sehr lange suchen. Nun sind wir froh, hier fündig geworden zu sein – und werden uns schon noch einleben.“

Tatsächlich könnte der Gegensatz zwischen dem Gewerbegebiet in der Plauener Straße und dem Kreuzberger Szenekiez, in dem der Berufsbildungsträger ABW seit 1978 ansässig war, kaum größer sein. „Dazwischen liegen Welten“, räumt auch die Lichtenberger Wirtschaftsstadträtin Birgit Monteiro ein. Ihr Rat: „Schauen Sie sich ein bisschen um! Es gibt auch ein paar ‚kreuzbergerische‘ Ecken in unserem Bezirk.“

Den Heimatbezirk hat der ABW nicht nur im Namen - der Träger der Jugendberufshilfe wurde eigens für den damals vom Senat ausgeschriebenen Ideenwettbewerb „Strategien für Kreuzberg“ gegründet. Das Konzept „Gemeinsam leben und arbeiten“ bildet noch immer das Fundament seiner Betreuungsarbeit - mit den Säulen Ausbildung, Berufsorientierung, Wohnen.

Heute bietet das ABW 51 Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren eine Berufsausbildung inklusive einer sozialpädagogischen Begleitung an. Vorausgesetzt, das zuständige Jugendamt stellt einen Hilfebedarf fest: schwierige familiäre Verhältnisse, einen fehlenden Schulabschluss, psychische Probleme oder andere ungünstige Umstände. Dann können die Mädchen und Jungen beim ABW Elektroniker, Tischler, Koch oder Fachkraft im Gastgewerbe werden. Zwischen zwei und dreieinhalb Jahren dauert eine Lehre. Viele der Jugendlichen wohnen während dieser Zeit in betreuten Wohngemeinschaften im Kreuzberger Mariannenkiez.

Von dort aus startet nun jeden Morgen ein Shuttlebus nach Alt-Hohenschönhausen – an Bord die Tischler- und Elektroniker-Azubis. „Es ist ja doch ein recht weiter Weg“, erklärt Birgit Krüger den ungewöhnlichen Service. „Deshalb können alle Jungs mit dem Bus fahren – auch die, die nicht im Wohnheim leben.“ Schließlich ist es genau die Regelmäßigkeit, mit der einige der Jugendlichen so ihre Probleme haben, wie Elektronik-Ausbilder Bekir Kilic erzählt.

„Ich habe hier ein paar sehr gescheite Jungs“, sagt der Kreuzberger. „Aber dass sie jeden Tag zur Ausbildung kommen sollen, verstehen manche doch nicht. Mal haben sie eine gute Woche, dann gibt’s einen Einbruch und sie bleiben drei Tage weg. Sie sind eben noch nicht richtig gefestigt.“

Birgit Monteiro, die auch Dezernentin für Arbeit und Soziales ist, weiß, wie wichtig Angebote für junge Leute in schwierigen Lebensverhältnissen sind. „Ich finde es gut, wenn Menschen mehrere Chancen bekommen“, sagt sie. „Und ich freue mich, dass sich ein so anerkannter Träger der Berufsbildungshilfe in Lichtenberg gesiedelt hat.“ Und die Stadträtin hat noch einen Tipp für Ausbilder und Azubis. „Von meinen vielen Betriebsbesuchen weiß ich, wie groß der Fachkräftebedarf ist. Auch hier auf dem Hof gibt es bestimmt Firmen, die Nachwuchs brauchen. Suchen Sie Kontakt!“

Am Ende überreichte sie den ABWlern noch einen Willkommensgruß – im Präsentkörbchen sind Lichtenberger Produkte: Eine Tee-Mischung namens „Buntes Lichtenberg“, ein Kräuterlikör, ein Mini-Buddybär und Marmelade, gemacht aus Obst von den Wartenberger Streuobstwiesen.

Weitere Informationen gibt es unter www.abw-kreuzberg.de

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 636× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.309× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 967× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.411× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.310× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.