Das kurze Ende der Sonnenallee

Das Fernrohr ist Teil des Kunstwerks "Übergänge" von Heike Ponwitz. Es bietet den Blick entlang der früheren Sektorengrenze. | Foto: Ralf Drescher
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  • Das Fernrohr ist Teil des Kunstwerks "Übergänge" von Heike Ponwitz. Es bietet den Blick entlang der früheren Sektorengrenze.
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Die Sonnenallee gibt es seit über 130 Jahren. Allerdings hatte sie bereits mehrere Namen und richtig bekannt wurde sie erst 1999 mit dem gleichnamigen Film.

Die Sonnenallee verbindet den Hermannplatz in Neukölln mit der Baumschulenstraße. Sie ist rund fünf Kilometer lang, nur 400 Meter davon liegen in Treptow-Köpenick. Für die Anwohner war die Welt deshalb bis 1989 schon wenige Schritte nach Beginn der Straße zu Ende.

Bereits kurz nach dem Mauerbau 1961 hatten DDR-Grenzer hier einen der innerstädtischen Übergänge eingerichtet. Abfertigungsbaracken standen am Straßenrand, Autos mussten zur Erschwerung von Fluchtversuchen im Slalom um Betonblöcke fahren. Mitten in das erst ein Jahr vor dem Mauerbau fertig gewordene Wohngebiet wurde ein Grenzwachturm gesetzt. Die Anwohner der direkt an der von der Bezirks- zur Sektorengrenze gewordenen Trennlinie brauchten Passierscheine. Direkt vor ihren Wohnzimmern verlief 28 Jahre lang die Mauer.

Vor Ort findet sich nichts mehr, was an der kleinen Brücke, unter der der Heidekampgraben die Sonnenallee unterquert, an das DDR-Grenzregime erinnert. Nur die zum zehnten Jahrestag des Mauerfalls eingelassene Pflasterreihe im Asphalt und eine Metallplakette im Gehweg zeigen den früheren Grenzverlauf. Die einst für die Mitarbeiter der Gewerkschaftszeitung „Tribüne“ gebauten Viergeschosser – heute Wohnungsbaugenossenschaft Treptow Nord – wurden nach der Wende mit neuen Fassaden und frischer Farbe versehen. Zwei Fernrohre an der früheren Trennlinie gehören zu einer vom Senat 1999 veranstalteten Kunstaktion. Unter dem Titel „Übergänge“ erinnerte die Künstlerin Heike Ponwitz damit an die einstmals sieben innerstädtischen Grenzübergänge.

Als die heutige Sonnenallee ab 1880 von Rixdorf aus in Richtung Baumschulenweg angelegt wurde, hieß sie laut Bebauungsplan zuerst Straße 84. Erst 1893 wurde sie in Kaiser-Friedrich-Straße benannt. Im April 1920 erhielt der Straßenteil in Neukölln dann den Namen Sonnenallee, der Teil in Baumschulenweg wurde erst 1928 so benannt. Die Nationalsozialisten verpassten ihr zehn Jahre später den Namen Braunauer Straße, nach dem Geburtsort von Adolf Hitler. Erst gut zwei Jahre nach Kriegsende, am 31. Juli 1947, wurde daraus wieder die Sonnenallee.

Wer von Baumschulenweg aus in Richtung Neukölln pilgert, der findet gleich am Anfang der Sonnenallee ein Kuriosum. An einer Fassade findet sich der Schriftzug „Kupferkessel“. Dahinter befand sich das gleichnamige, vor rund fünf Jahren geschlossene Restaurant. Zu DDR-Zeiten geriet es sogar mal in den Gerichtsbericht der „Wochenpost“. Hatte man doch tatsächlich das beliebte Hundefutter „Goldi“ zu Ragout fin verarbeitet. Aufgefallen war das nur, weil sich im Hof die leeren Hundefuttergläser stapelten.

Für den Film „Sonnenallee“ wurde übrigens keine einzige Einstellung in der Straße gedreht, 1999 waren alle Grenzanlagen bereits verschwunden. Grenzanlagen und Wohnhäuser wurden damals in die Kulisse Berliner Straße in Babelsberg eingebaut. Die Schulszenen entstanden in Köpenick in der heutigen Müggelschlößchen-Grundschule im Allende-Viertel.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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