Kleinkrieg um Kriegerdenkmal
Biesdorf. Wem gehört das Kriegerdenkmal an der Biesdorfer Gnadenkirche? Ein anonym niedergelegtes Gebinde und eine damit verbundene Strafanzeige hat diese Frage erneut aufgeworfen.
Das Gebinde wurde am Fuße des Denkmals anlässlich des Totensonntags am 20. November anonym niedergelegt. Auf der Schleife stand der Spruch: "Sie opferten Jugendglück und Zukunft. Für uns." Daneben gedachte die Biesdorfer Denkmalinitiative mit einem eigenen Gebinde der Toten. Auf der Schleife steht ein Zitat von Charles de Gaulle: „Die Seelengröße eines Volkes erkennt man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg seine gefallenen und besiegten Soldaten behandelt.“ Auf der Schleife stand der Name der Initiative.
Einen Tag später war das anonym niedergelegte Gebinde entfernt worden. „Ich fand es unter Laub“, sagt Helmut Lessing, Sprecher der Biesdorfer Denkmalinitiative. Er habe daraufhin den Hausmeister der Gnadenkirche und den Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates, Norbert Springer, wegen Entfernung einer Trauerbekundung angezeigt.
Damit ist der seit Jahren schwelende Streit zwischen Kirchengemeinde und der Biesdorfer Denkmalinitiative wieder offen ausgebrochen. Das Denkmal wurde am 17. Juni 1922 vom Biesdorfer Kriegerverein auf dem Kirchengelände auf der Mittelinsel in Alt-Biesdorf errichtet. 2012 wollte die Denkmalinitiative das Kriegerdenkmal wieder vervollständigen. In den 70er-Jahren war eine Kugel mit aufsitzendem Adler verschwunden. Der Gemeindekirchenrat lehnte den Wunsch ab. Im gleichen Jahr ließ die Kirchengemeinde Gebinde, die an den 90. Jahrestag der Aufstellung des Obelisken, erinnerten, entfernen. Anfang 2014 fasste der Gemeindekirchenrat dann den Beschluss, dass Gebinde ohne Namen von dem Denkmal in jedem Fall zu entfernen sind.
Wolfgang Brauer, Vorsitzender des Heimatvereins, zeigt Verständnis für die Haltung der Kirchengemeinde. „In den vergangenen Jahren haben häufig Neonazi-Gruppen ohne Unterschrift Kränze und Gebinde an solchen Denkmälern niedergelegt.“ Die Gemeinde macht von ihrem Hausrecht Gebrauch.“ Die Biesdorfer Denkmalinitiative solle diese Position akzeptieren. Ansonsten rücke sie in die Nähe rechter Gruppen. Helmut Lessing ist darüber weniger besorgt. „Uns geht es um das uneingeschränkte Recht auf Erinnerung“, sagt er. Deshalb habe er Anzeige erstattet. Der Gemeindekirchenrat selbst und sein Vorsitzender wollen sich zum Streit aufgrund der Anzeige derzeit öffentlich nicht äußern. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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