Neukölln ist nun nach langem Kampf offizielles Weinanbaugebiet
Britz. Neukölln gehört seit Anfang des Jahres ganz offiziell zu den Weinanbaugebieten in Deutschland. Eine Änderung im Gesetzblatt machte dies möglich.
Am Koppelweg 70 steht mitten in einer Kleingartenanlage der größte Berliner „Weinberg“. Vor 15 Jahren hat der Winzer Viktor Sucksdorf damit begonnen, einen Weingarten anzulegen. Vor einem Jahr kam für ihn der Tiefschlag. Da Berlin kein Weinanbaugebiet bis dahin war, sollte er alle Rebstöcke abholzen. Doch das ist Geschichte. Viktor Sucksdorf kämpfte um seine rund 1500 Rebstöcke. Er mobilisierte Neuköllner und Berliner Politiker, brachte seine Sicht über die Geschichte des Berliner Weins in die Medien. Sucksdorf hatte Glück, seine Rebstöcke dürfen weiter wachsen. Seit Anfang des Jahres gehören die Rebstöcke zur Agrarbörse Deutschland Ost e.V.
„Wir hatten sehr großes Glück“, sagte Achim Berger vom Förderverein. Er verweist darauf, das schon in der Vergangenheit nicht nur Wein angebaut wurde, sondern der Winzer auch in der Geschichte des Berliner Weins geforscht hatte. „Am Barnimhang und an den Hügeln in Pankow standen früher Rebstöcke“, erklärt Achim Berger. „Die Berliner Mönche haben nicht nur Bier gebraut, sondern auch Wein hergestellt.“ Auch in diesem Jahr wird die Tradition fortgesetzt. Schulklassen nicht nur aus Berlin, sondern auch aus Brandenburg nutzen die Chance, sich vom Winzer über die Weinreben und den Wein unterrichten zu lassen. „Mit der Agrarbörse haben wir einen kompetenten Partner gefunden“, erklärte Achim Berger. Die Agrarbörse ist Träger viele landwirtschaftlicher Projekte im Park in Lichtenberg oder beim Tierhof in Marzahn.
„Wir haben uns im vergangenen Jahr an der Ausschreibung beteiligt und den Zuschlag erhalten, sagte der Geschäftsführer der Agrarbörse Günter Röder. „Wir hoffen darauf, dass es weiter geht.“ Wenn es nach den Vorstellungen der Agrarbörse geht, könnte die Fläche sogar noch erweitert werden. Jedenfalls ist Röder zuversichtlich, dass die uralte Weinanbaukultur wieder belebt wird. Seit dem frühen Mittelalter wurde in Berlin und Brandenburg Wein angebaut. Jetzt auch wieder in Britz, unweit von Schloss und Gutshof, im alten Blumen- und Gemüsegarten von Berlin.
Dort soll das Weingut entstehen. Im kommenden Jahr wird es dann auch ganz offiziell die ersten Flaschen mit Britzer Wein geben. Die Agrarbörse hat sich viel vorgenommen. Sie arbeitet an langfristigen Plänen für die Entwicklung der Weinkultur. So wird es neben den Führungen für Schulklassen in den Sommermonaten viele öffentliche Veranstaltungen im Koppelweg geben. Im Mittelpunkt sollen immer die Traditionen des Weinanbaus stehen.
Die nächste Veranstaltung ist für den 28. Mai geplant. Ab 14 Uhr geht es um den Wein in Berlin. Dazu sind auch die Winzer der anderen Berliner Anbaugebiete eingeladen. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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