Politik und Bürger im Dialog: Diskussion über die Zukunft des Ortsteils Britz
Britz. Rund 50 Einwohner des Ortsteiles Britz trafen sich am 5. Oktober zur Stadtteilversammlung. Sie waren eingeladen worden, um gemeinsam mit dem Stadtrat für Stadtentwicklung, Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen), über die künftige Entwicklung zu diskutieren.
Die Versammlung in der Fritz-Karsen-Schule, Onkel-Bräsig-Straße 76-78, war vom Sozialpädagogischen Institut SPI vorbereitet worden. Zunächst gab Diana Thiede einen Überblick über den Stadtteil. In Britz leben 42 645 Einwohner. Das Durchschnittsalter von 43,6 Jahren liegt etwas höher als im übrigen Bezirk.
Und es ziehen immer mehr Menschen in den Ortteil. 2015 gab es einen Zuwachs von 8,1 Prozent. Erschreckend hoch war für die meisten Zuhörer die Zahl der Kinderarmut mit 43 Prozent und der Altersarmut von 6,9 Prozent. Positiv kann Britz den großen Anteil an Grünflächen für sich verbuchen. Auf jeden Einwohner kommen 18 Quadratmeter Grünfläche. Das liegt vor allem am Britzer Garten und den vielen Kleingartenanlagen im Ortsteil, erklärte Diana Thiede.
In den letzten zwei Jahren ist vor allem der Anteil von Kindern unter 6 Jahren gestiegen. Das habe zur Folge, so Thiede, dass mehr Plätze in Kindergärten und später auch in Schulen notwendig sind. Als ein Hauptproblem wurde ein spürbarer Verdrängungsdruck genannt. Viele langjährige Mieter fühlen sich verunsichert, weil sie nicht wissen, ob sie sich ihre Wohnungen nach der bevorstehenden Modernisierung noch leisten können.
Als touristische Attraktion werden der Britzer Garten und die Hufeisensiedlung genannt. Viele Besucher kommen aus anderen Bezirken, um sich beide anzusehen. Vor allem für die Umweltbildung sei der Britzer Garten wichtig. Schulkinder besuchen insbesondere das Freilandlabor. Kritisch wurde angemerkt, dass es an Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren mangelt.
In verschiedene Arbeitsgruppen diskutierten die Britzer Themen, die ihnen am wichtigsten sind. Dabei ging es auch um den Schutz von Vögeln und Fledermäusen, wenn die Häuser saniert werden und eine neue Wärmedämmung bekommen. Es müsse sichergestellt werden, dass ihre Nistplätze und Schlupflöcher in den Fassaden erhalten bleíben. Bei der Sanierung müsse zudem darauf geachtet werden, dass Verzierungen an Häusern und die alten Dachziegel erhalten werden.
Außerdem setzten die Einwohner kleinteilige Strukturen innerhalb des Wohngebietes auf die Tagesordnung. Oft sei schon ein Grünstreifen, eine Straße oder der Kanal eine natürliche Grenze, die von den Bewohnern nicht überschritten wird. Auch Einkaufsmöglichkeiten waren ein Thema. Viele Britzer beklagten, dass sie lieber in anderen Bezirken oder Stadtteilen einkaufen, weil das Angebot vor Ort nicht ausreicht.
Nach fast dreistündiger Diskussion fasste Stadtrat Biedermann zusammen: „Es sind viele interessante Anregungen gekommen.“ Viele engagierte Einwohner hätten eine lebendige Diskussion geführt. „Es gab Kritik an der Pflege der Grünflächen und an illegalen Mülldeponien“, sagte der Stadtrat. Auch er stellte fest: „Es gibt zu wenig Angebote für Jugendliche.“
Auf den Schulhöfen müssten die Spielangebote verbessert werden. Vor allem im Herbst und im Winter gebe es zu wenig Räume, in denen Jugendliche ihre Freizeit verbringen könnten. Biedermann verwies auch auf das große Angebot im Bereich Kultur, Umwelt und Freizeit. Es gebe zwar viele Vereine und Interessengruppen, aber es fehle am Informationsaustausch zwischen den Interessengruppen. Und er betonte das große Interesse am weiteren Gedankenaustausch im Rahmen des SPI-Projektes. KT
Informationen über die Stadtteilkonferenz sind im Internet zusammengefasst auf www.stiftung-spi.de/projekte/bzrp.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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