Neukölln bekommt eine Kinderschutzambulanz

Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke hat sich für die Einrichtung von Kinderschutzambulanzen in Berlin eingesetzt. | Foto: Sylvia Baumeister
  • Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke hat sich für die Einrichtung von Kinderschutzambulanzen in Berlin eingesetzt.
  • Foto: Sylvia Baumeister
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Buckow. Nach einem Beschluss des Senats wird am Vivantes Klinikum Neukölln eine von fünf Berliner Kinderschutzambulanzen eingerichtet. Die personelle und technische Ausstattung dieser Einrichtungen ermöglicht es, Fälle von Kindeswohlgefährdung frühzeitig zu erkennen.

Der Fall des acht Monate alten Mädchens, das von seinem Vater zu Tode geschüttelt wurde, erregte 2012 großes Aufsehen in den Medien. Fatal war vor allem die Tatsache, dass der Tod des Kindes hätte verhindert werden können, wenn der behandelnde Kinderarzt die zuvor schon sichtbaren Anzeichen für Misshandlungen richtig gedeutet und entsprechend gehandelt hätte. „Danach haben wir mit dem interdisziplinären Austausch zwischen niedergelassenen Ärzten, dem Klinikum Neukölln und der Jugendhilfe begonnen. Die Einrichtung einer Kinderschutzambulanz in Neukölln ist die Konsequenz aus diesem Vorfall, um künftig Misshandlungen und Vernachlässigung noch früher zu erkennen“, sagt Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU).

Alarmierend ist die stetige Zunahme von Inobhutnahmen durch das Jugendamt, die nach Misshandlungen oder Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen angeordnet wurden. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl bundesweit auf 42 123 Fälle im Jahr 2013 um 31 Prozent gegenüber 2008, wo es 32 300 Inobhutnahmen gab. Allein in Neukölln waren 2013 insgesamt 814 Verfahren wegen latenter oder akuter Kindeswohlgefährdung anhängig, das sind im Durchschnitt 1,6 Verfahren täglich. Kriminologische Studien gehen davon aus, dass auf einen bekannt gewordenen Fall 400 nicht erkannte kommen.

„Dass so wenige Fälle aufgedeckt werden können, liegt vor allem daran, dass die Kinderärzte zu wenig Know How haben, um Misshandlungen zu erkennen“, meint Liecke. Als Mitglied der landesweiten Lenkungsgruppe Kinderschutz setzt er sich seit Jahren unter anderem für eine gerichtsmedizinische Ausbildung der Ärzte sowie für die Einrichtung von Kinderschutzambulanzen ein. „Sie ermöglichen eine ganz neue Qualität bei der Beurteilung von Misshandlungen und machen diese gerichtsfest“, so Liecke. Ab April wird eine auf Kinderschutzfälle spezialisierte Kinderkrankenschwester in der Ambulanz ihre Arbeit aufnehmen. Für die Untersuchungen von Verdachtsfällen werden die Leiter der Gerichtsmedizin und der Kinderklinik hinzugezogen. Auch in Mitte, Pankow, Charlottenburg und Tempelhof werden Kinderschutzambulanzen eingerichtet. SB

Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 634× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.306× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 965× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.408× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.307× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.