Entmietung ängstigt Mieter der Suarezstraße 24

"Nicht zu modernisieren", so begründete die DaKaRo den Abriss des in die Jahre gekommene Mietshauses in der Suarezstraße. | Foto: Matthias Vogel
4Bilder
  • "Nicht zu modernisieren", so begründete die DaKaRo den Abriss des in die Jahre gekommene Mietshauses in der Suarezstraße.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

In der Suarezstraße bahnt sich der nächste Abriss eines Mietshauses an. Offenbar baut die DaKaRo Liegenschaftsverwaltung bereits leerstehende Wohnungen zurück. Verbliebene Bewohner fühlen sich belästigt und haben Angst, auch ausziehen zu müssen.

Eine Mieterin hatte sich vor drei Wochen mit ihrer Sorge um ihr Heim an Niklas Schenker, Fraktionsvorsitzender der Linken in der BVV, gewandt. Von den Berichten über rücksichtslose Rückbauarbeiten in den bereits leerstehenden Wohnungen schockiert, setzte der die Bezirksverordnetenversammlung am 22. Februar darüber in Kenntnis.

Gleiches Muster, anderes Haus

Das Muster ist das gleiche wie in der Schlüterstraße 18, der Pestalozzistraße 97 und in der Wielandstraße 50: Zunächst wechselt der Eigentümer, dann wird in der Absicht des Abrisses, Neubaus und renditeträchtigen Wiederverkaufs entmietet. Mietverträge werden nicht verlängert, Bewohnern werden Entschädigungen oder alternativer Wohnraum angeboten. Viele in der Suarezstraße 24 haben sich diesem sanften Druck schon gebeugt. Etwa zwei Dutzend Namen passen auf das Klingelbrett, doch an vielen Fenstern hängen längst keine Vorhänge mehr. Laut Schenker wohnen noch acht bis zehn Parteien dort. Es sind die, die ihre langjährige Heimat nicht einfach aufgeben wollen – meist Senioren und auch Mieter mit Schwerbehinderung, wie Schenker sagt. „Die sind in Panik. Für die wäre ein Auszug eine Tragödie.“

"Wir können nichts unternehmen"

Baurechtlich ist auch in diesem Fall dem Eigentümer nicht Einhalt zu gebieten. Den Abriss muss er zwar beim Bezirksamt anzeigen, aber nicht genehmigen lassen. Das hat die DaKaRo am 20. Februar getan. „Gegen den Rückbau leerstehender Wohnungen können wir nichts unternehmen, so lange nicht Leib und Leben Dritter gefährdet sind“, sagt Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) auf Nachfrage. Ob das so ist, werde die Bauaufsicht nun prüfen. "Wenn, dann kann ein Baustopp verhängt werden.“

Das einzig wirksame Instrument wäre das Zweckentfremdungsverbotsgesetz, das besagt: Wohnraum darf nur abgerissen werden, wenn der Eigentümer für vergleichbaren Ersatz sorgt. Für Schenker ist das der Hebel, an dem das Bezirksamt ansetzen muss. Zum einen habe der Eigentümer noch gar keinen Ersatzwohnraum nachgewiesen. Wenn er also bereits zurückbaue und damit den Abriss vorbereite, verstoße er gegen das Gesetz. Zum anderen sei auch Leerstand nach dem Zweckentfremdungsverbot genehmigungspflichtig – nicht länger als sechs Monate dürften demnach einzelne Wohneinheiten leerstehen, ohne das dies vom Bezirksamt genehmigt wird. Auch hier läge kein Antrag vor, sagt der Fraktionsvorsitzende. „Es stehen aber nachweislich seit Monaten und Jahren viele Wohnungen leer.“ Schenker empfindet es als "skandalös", dass das Bezirksamt nicht tätig wird, die Bauaufsicht noch immer nicht geschickt hat – bei der Bauausschusssitzung am 7. März konnte es Schruoffeneger jedenfalls nicht bestätigen – und auch das Ordnungsamt seine Möglichkeiten nicht ausschöpft. „Wenn gegen das Zweckentfremdungsverbot verstoßen wird, kann es Bußgelder im sechsstelligen Bereich verhängen. Das würde Rückbaumaßnahmen stoppen.“ Friedrichshain-Kreuzberg habe so seit der Einführung des Gesetzes insgesamt mehr als 1,7 Millionen Euro an Bußgeld eingenommen. Trotz vieler Fälle von Zweckentfremdung seien es in Charlottenburg-Wilmersdorf gerade einmal 750 Euro.

Die Mieter schützen

Schenker fordert daher von Arne Herz (CDU), Leiter der Abteilung Bürgerdienste, Wirtschafts- und Ordnungsangelegenheiten: „Er muss das Zweckentfremdungsverbot endlich mit der nötigen Entschiedenheit umsetzen und die Mieter im Bezirk schützen." Das Thema Suarezstraße stand auch auf der Agenda der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Denkmalschutz. „Es soll geprüft werden, ob das Haus unter Denkmalschutz gestellt werden kann“, berichtete Gremium-Mitglied Christiane Timper (SPD) in der vergangenen Bauausschusssitzung. „Vermutlich hat das keine guten Chancen, aber schon der Antrag könnte Zeit bringen, in der der Eigentümer nichts machen kann“, so Schenker.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 869× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.531× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.201× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.623× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.521× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.