Kriegsende und Neubeginn: Technische Uni präsentiert Ausstellung zur eigenen Nachkriegsgeschichte

Ein Student betrachtet eine alte Fotografie vom kriegszerstörten "Knie" (Ernst-Reuter-Platz). | Foto: Schilp
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Charlottenburg. April 1945: Die Technische Hochschule liegt in Trümmern. Autowracks, zerschossene Panzer und Granaten bieten ein Bild der Verwüstung. „Kriegsende und Neubeginn“ heißt die Ausstellung zum 70. Geburtstag der TU. Zu sehen ist unter freiem Himmel – vor dem Haupteingang an der Straße des 17. Juni.

Eine Umbenennung sollte die Neuausrichtung unterstreichen: Am 9. April 1946 eröffnete die „Technische Universität“. Die frühere Hochschule bot nun auch Geisteswissenschaften an, und sie schloss rüstungsrelevante Forschung kategorisch aus. „Diese sogenannte Zivilklausel hat der akademische Senat nach dem Mauerfall noch einmal ausdrücklich bestätigt“, betont TU-Präsident Professor Christian Thomsen.

Schweigen gebrochen

Doch wie sind die Gründerväter mit der jüngsten Vergangenheit, der Nazizeit, umgegangen? „Das ist eine der ersten Ausstellungen deutschlandweit, die sich der universitären Nachkriegsgeschichte widmet – nach jahrzehntelangem Verschweigen“, sagt Dr. Stefanie Schüler-Springorum vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU. Auf 20 Tafeln wird über Entnazifizierung, Personalpolitik und Studium informiert.

Bereits einige Wochen nach Kriegsende hatte sich ein Ausschuss aus politisch unbelasteten Wissenschaftlern der ehemaligen Hochschule formiert, unter dem Vorsitz des Physik-Nobelpreisträgers Gustav Hertz. Sie überprüften das Lehrpersonal. Bis Ende 1945 wurden 66 „radikale Parteigenossen“ ausgemustert. Im März 1946 galt die Hochschule als „denazifiziert“.

Doch weil Mangel an Dozenten herrschte, wurden im Laufe der Zeit immer mehr Ausnahmen gemacht, selbst ehemalige SS-Angehörige wurden wieder eingestellt. Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Carina Baganz, nennt das Beispiel Hermann Muckermann. Der Rassenforscher hatte vor der Ehe mit „Fremdrassigen“ gewarnt und war eindeutiger Antisemit. Weil dem überzeugten Katholiken aber 1936 das Publizieren verboten worden war, galt er nach 1945 als Verfolgter des Nationalsozialismus. 1947 bekam er einen Lehrstuhl an der Humanistischen Fakultät der TU. Für seine Rassenforschung musste er sich nicht rechtfertigen.

Nur wenige kamen zurück

Auf der anderen Seite standen die Lehrkräfte, die von den Nazis vertrieben worden waren – weil sie Juden waren oder politisch unliebsam. „Eine generelle Einladung zur Rückkehr in den Lehrbetrieb gab es nicht“, so Baganz. Von den 107 Entlassenen nahmen nur sechs ihre Arbeit wieder auf; sie hatten die Kriegsjahre in Berlin und Umgebung verbracht.

Von den emigrierten Wissenschaftlern kehrte kein einziger auf Dauer an die TU zurück. Diejenigen, die es in Erwägung gezogen hatten, wurden nicht mit offenen Armen empfangen. „Man wollte sich von ihnen nicht den Spiegel vorhalten lassen. Diese Behandlung war eine bittere Enttäuschung für die Reimmigranten“, kommentiert Schüler-Springorum.

Neben der Personalpolitik erfährt der Ausstellungsbesucher auch viel über die erste Generation der TU-Studenten, deren Leben alles andere als sorglos war. Fast alle untergewichtig und vom Krieg gezeichnet, mussten sie beispielsweise vor der Immatrikulation mindestens 100, später 200 Arbeitsstunden beim Wiederaufbau der Hochschule ableisten. Und bevor die Vorlesungen beginnen konnten, waren die Fenster zu vernageln, anfangs mit Pappe, später mit Röntgenbildern, die die Charité lieferte. sus

„Kriegsende und Neubeginn – Von der Technischen Hochschule zur Technischen Universität Berlin“ ist bis zum 10. Juni auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes, Straße des 17. Juni 135, zu sehen.
Ein Student betrachtet eine alte Fotografie vom kriegszerstörten "Knie" (Ernst-Reuter-Platz). | Foto: Schilp
Um Geld zu verdienen, gründeten Studenten 1950 den Tusma-Kundendienst. Häufig übernahmen sie Transporte zwischen West-Deutschland und West-Berlin. Viele scheuten den Weg durch die "Ostzone". | Foto: Schilp (Repro)
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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