Rekord bei rechten Vorfällen: Registerstelle zählte 229 kritische Situationen

Das Gegenteil von Willkommenskultur: Flüchtlinge und Zugewanderte laufen auch in der City West Gefahr, zum Ziel von Diskriminierung zu werden. | Foto: Thomas Schubert
  • Das Gegenteil von Willkommenskultur: Flüchtlinge und Zugewanderte laufen auch in der City West Gefahr, zum Ziel von Diskriminierung zu werden.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Fast jeden Tag ein Fall: Das Herabwürdigen von Menschen durch Rassismus, Diskriminierung oder offene rechte Gewalt erreichte im City-West-Bezirk 2016 neue Rekordmarken. Nun warnt das Register davor, dass Akademiker für braunes Gedankengut empfänglich werden.

Und wieder sind die Balken angewachsen. Im Jahresbericht des Registers Charlottenburg-Wilmersdorf zu den Vorkommnissen mit rechtem Hintergrund hat sich die Zahl seit 2012 mehr als verfünffacht. Mit 229 Vorfällen und 25 Angriffen präsentiert die gerade erschienene Broschüre eine Rekordzahl von Ereignissen – wobei sich die meisten von ihnen im Ortsteil Charlottenburg zugetragen haben. 140 Fälle von Beleidigung, rechtsorientierter Provokation oder direkter Attacke fanden dort statt, was mit der zentralen Lage und häufigen Kundgebungen in der City West zusammenhängt, aber auch mit der Vielzahl jüdischer Einrichtung.

Propaganda bei Akademikern

Das Register, getragen von der linksorientierten Jugendorganisation „Die Falken“, recherchiert die jährliche Broschüre gemeinsam mit der Opferschutzorganisation „Reachout“ und gibt darin Einschätzungen ab, die ein Lagebild der rechten Aktivitäten ergeben sollen.

Für bedenklich hält das Register die Ausdehnung von Propaganda in den akademischen Bereich, etwa an der Technischen Universität Berlin. Auch der Sitz der Zeitung „Junge Freiheit“ am Hohenzollerndamm – laut Register eine „zentrale Publikation der Neuen Rechten“ und „das Hausblatt der AfD“ – trägt aus Sicht der Register-Autoren zu diesem Trend bei.

Zur „massiven Besetzungen des öffentlichen Raums“ im vergangenen Jahr zählt die Organisation nicht nur Ausrufe, Aufkleber und Plakate auf den Straßen, „sondern auch die zahlreichen Wahlkampfstände der AfD“. In deren Umfeld seien rassistische Äußerungen zu beklagen gewesen.

Auch den Einzug der AfD in die Bezirksverordnetenversammlung wertet man als kritischen Faktor. Seitdem könnten rechtsorientierte Kräfte auf „umfassende Ressourcen und Räumlichkeiten zurückgreifen“. Bisherige Anfragen der AfD in der BVV hätten auf die Situation von Flüchtlingen abgezielt, wobei diese Bevölkerungsgruppen stets „als Problem, Kostenfaktor oder Gefährdung“ gewertet wird.

Diskussion in der BVV

Wie die Bezirksverordnetenversammlung auf die neue Broschüre reagiert, wird sich in Kürze zeigen. Voraussichtlich im Mai stellt eine Vertreterin des Registers die aktuelle Erfassung der BVV vor und erneuert die schon vorhandene Diskussion.

In den vergangenen Jahren führten die alarmierenden Bilanzen zur Gründung einer „Partnerschaft für Demokratie“, die seit Anfang 2015 den Aufbau von zivilgesellschaftlichen und sozialen Projekten unterstützt. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 379× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.098× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.152× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.