Agathe Winkler nimmt ihr Leben in die Hand
Von dort blickt sie mitten im belebten Herz der City auf eine ruhige grüne Oase im Hof, die sie sich selbst gestaltet hat.Der Weg in dieses Idyll war steinig. Mit ihren vielseitigen Talenten als Autorin, Schauspielerin und Malerin gelang es ihr jedoch, alle Schwierigkeiten zu überwinden. 1951 war sie schon sehr früh von Leipzig in das damalige Westberlin gekommen. Die Kontakte ihrer Mutter als antifaschistische Widerstandskämpferin hatten ihr in Leipzig sehr gute Voraussetzungen für eine künstlerische Karriere gegeben, "aber ich wollte nach allen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus mein Talent nicht in die Waagschale der politischen Verführung von Menschen werfen", sagte sie sich und schlug diese Angebote aus.
In Berlin traf sie auf eine gespaltene Theaterlandschaft. Der Westen ihrer neuen Heimat war vom Boulevard geprägt, was ihr nicht lag. Im Osten traf sie auf Heinz Schubert, der lange, bevor er als "Ekel Alfred" die Wohnzimmer eroberte, bei Brecht in der legendären Inszenierung "Mutter Courage und ihre Kinder" spielte. Er stellte sie Brecht und Weigel vor, doch die wollten nicht in eine Elevin investieren.
Schließlich nahm sie der gerade mit seiner Vagantenbühne neben dem Theater des Westens sesshaft gewordene Horst Behrend unter seine Fittiche. Sie spielte 1956 zur Eröffnung des neuen Theaters in der "Heiligen Johanna" von George Bernhard Shaw. Sie bekam noch mehrere große Rollen und konnte ihr Talent auch im Off-Theater wie dem "Klimperkasten" und im Tempelhofer Zimmertheater "Das Bühnchen" zeigen. Von 1987 bis 1997 gehörte sie zum Ensemble der "Jedermann"-Festspiele. Beim RIAS und SFB setzte sie als Sprecherin fort, was sie auch schon in Leipzig beim Stadtfunk getan hatte. Dort hatte sie sich mit Kinderhörspielen erste Meriten als Autorin verdient. Aus dieser vielversprechenden Laufbahn riss sie der Tod ihres Ehemannes, über den sie nur schwer hinwegkam. Geholfen hat ihr dabei die bisher nur als Hobby betriebene Malerei, die jetzt zum Hauptfeld ihres Schaffens wurde. Nicht mehr der von Beifall umrauschte öffentliche Auftritt, sondern zurückgezogene Arbeit an der Staffelei bestimmt jetzt ihr Leben. Dabei vereint sie alle ihre musischen Gaben, zu denen auch die Musik gehört. Sie finden in einem ihrer schönsten Bilder zusammen: "Verwehte Klänge" von 2003. Um einen einsam auf dem Marktplatz am Flügel spielenden Pianisten beginnt die Stadt zu tanzen. "Häuser tanzen, Bäume biegen sich, der Himmel öffnet sich", heißt es in dem das Bild begleitenden Gedicht.
Die Musik ist es schließlich, die Agathe Winkler nach 50 Jahren wieder nach Leipzig zurückführte. Bach, Wagner und der Thomanerchor haben ihr diese sächsische Stadt ans Herz wachsen lassen. Dennoch hat sie ihr Charlottenburger Atelier behalten und wird wohl auch bald wieder ihre langjährige Heimat mit einer Ausstellung beschenken.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
Kommentare