Das Bangen geht weiter: Antrag zum Erhalt des Nachbarschaftshauses abgelehnt
Die Zielzahlen soll man verfehlt haben. Über diesen Vorwurf schüttelt Annette Tafel immer noch den Kopf. Als die Geschäftsführerin des Nachbarschaftshauses vom Senat eine Mitteilung erhielt, dass die Finanzierung des Zentrums an der Herbartstraße 25 im Juli 2015 zum Ende kommt, war das der offizielle Kürzungsgrund. Aber ob diese Feststellung der Wirklichkeit entspricht? Tafel und Mario Georgi, der stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins, bestreitet dies energisch.
"Wir sind jetzt zehn Jahre am Markt und werden für unsere Arbeit hoch gelobt. Die Behauptung des Senats ist willkürlich und nicht nachvollziehbar", macht Georgi seinem Ärger Luft. Wenn 2300 Besucher im Monat rund 80 soziale und kulturelle Angebote wahrnehmen, spricht das aus seiner Sicht eine klare Sprache: Die Bürger brauchen das Haus. Und weil mehr als 1000 von ihnen einen entsprechenden Antrag zur Rettung der Einrichtung durch Eingreifen des Bezirksamts unterschrieben hatten, landete die Sache nun im Sozialausschuss der BVV.
Dass die Freunde des Nachbarschaftshauses mit einem Großaufgebot erschienen, änderte allerdings nichts an der Ablehnung des Gesuchs. Und zwar, obwohl alle Fraktionen sowie Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) Sympathien für die hartnäckigen Betreiber hegen. "Wir haben Respekt vor über 1000 Unterschriften, aber wir sehen keine Chance, hier zu intervenieren", sagte Engelmann. Im Bezirkshaushalt fehle es an Reserven, um dem Nachbarschaftshaus finanziell zu helfen - was auch damit zusammenhängt, dass der Bezirk in diesem Themenfeld schon andere Pläne verfolgt: Zum einen plant man ein interkulturelles Nachbarschaftshaus im Seniorenclub Nehringstraße 8, betrieben vom SPD-nahen Verein "Divan". Zum anderen setzt der Bezirk auf ein zweites Zentrum am Halemweg. Zwar sieht Engelmann auch für das Haus am Lietzensee noch Zukunft - "aber Sie müssen uns erklären, wie sie es weiter betrieben wollen". Gemeint ist ein Interessenbekundungsverfahren, bei dem die bisherigen Betreiber wohl kein Vorrecht neben anderen Bewerbern haben werden. Entscheidend dürfte dabei am Ende das Konzept zur eigenständigen Finanzierung sein.
Selbst wenn derzeit im Hause des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) noch ein Widerspruchsverfahren gegen den Wegfall der Gelder läuft, machen Bezirkspolitiker den Hausbetreibern diesbezüglich keine Hoffnung: "Die Förderung des Senats ist weg. Und sie kommt nicht wieder", befürchtet Karsten Sell (CDU).
Also heißt es, auf anderen Wegen das Budget zu decken. Und Annette Tafel ist durchaus zuversichtlich für den Plan B. "Wir arbeiten schon an einem Alternativkonzept und sehen gute Möglichkeiten, das Programm auch ab Juli noch weiterzuführen. Wenn man aber bei einem Interessenbekundungsverfahren um die bezirkseigene Immobilie keinerlei Vorrechte bekommt, "wäre das sehr unfreundlich. Immerhin haben wir das Haus mühevoll aufgebaut und selbst eingerichtet".
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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