Dahlem. Einen anderen Blick auf Europa wirft eine neue Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen. Es geht um die Lebensbedingungen und den Alltag älterer Menschen in Europa.
Was bedeutet „alt sein“? Und was bedeutet „alt sein“ in Europa? In unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, im ländlichen Raum und in der Stadt? Wo sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten? Diesen Fragen stellten sich die Kulturanthropologin Irene Ziehe und die Fotografin Gabriele Kostas. Sie zeigen in Fotos und aus Interviews entstandenen Texten bewegende Lebensgeschichten und eigenwillige Wünsche, lenken den Blick auf Pläne und Hoffnungen, die „Europas neue Alte“ haben.
Das foto-ethnographische Projekt umfasst 147 Fotografien und 27 Texte von Menschen im Alter von 65 bis 97 Jahren aus 13 Ländern. Da ist zum Beispiel Leila, 84, aus Georgien. Sie ist seit 59 Jahren als Archäologin tätig. In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten des Umbruchs der 1990er-Jahre arbeitete sie zusätzlich heimlich frühmorgens als Putzfrau, um für sich und ihre Kollegen „Luxushüter“ wie Kaffee und Zucker kaufen zu können. Der Schwede Ingemar, 73, hat sich als Rentner ein Motorrad zugelegt. Nach einem harten Arbeitsleben mit wenig Freizeit ist es für ihn zum Symbol der Freiheit geworden. Oder die Französin Nicole. Sie kam in den 1960er-Jahren von Paris nach Ostberlin. Dort fand die Biologin mit einem großen Interesse für Sprachen, ihre wahre Bestimmung: Sie begann, literarische Texte zu übersetzen. So unterschiedlich die Lebenswege der neuen Alten sind, so eint sie, dass sie viel zu erzählen und viel zu tun haben - sich eben im (Un-)ruhestand befinden.
Die Ausstellung „Europas neue Alte“ im Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25 (Eingang auch über Lansstraße 8) ist bis zum 26. Januar 2017, Di bis Fr 10-17 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr zu sehen. Eintritt acht, ermäßigt vier Euro. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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