Vorwürfe zum früheren Güterbahnhof Wilmersdorf

Während Architekten und Fachplaner das Vorhaben im Rathaus Schöneberg erläutern, tobt im Hintergrund ein E-Mail-Krieg zwischen Befürwortern und Gegnern. | Foto: KEN
2Bilder
  • Während Architekten und Fachplaner das Vorhaben im Rathaus Schöneberg erläutern, tobt im Hintergrund ein E-Mail-Krieg zwischen Befürwortern und Gegnern.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Friedenau. Unlängst haben Architekten und Fachplaner im Rathaus Schöneberg die Pläne zur Konversion des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf in ein Wohngebiet mit Einzelhandel, einem großen Supermarkt und Büros vorgestellt. Derweil bombardieren im Hintergrund Gegner und Befürworter einander und die zuständige Stadträtin mit „offenen Briefen“ und E-Mails.

Für emotionale Reaktionen sorgt ein „offener Brief“ des Friedenauer Autorenduos Peter Hahn und Jürgen Stich an Bezirkstadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Die Grüne). Ihr Vorwurf: Die Stadtentwicklungsstadträtin winke die Bebauung des Areals einfach durch und lege einer Bürgerbeteiligung „die größtmöglichen Steine“ in den Weg. Hahn und Stich sprechen von „Behördenwillkür“ und von der „Durchsetzung eines irrwitzigen Wohnbauprojekts auf einer schmalen, von Autobahn, S-Bahn-Ring und Güterzugtrasse umtosten Fläche“, interessengesteuert von „Investoren, Architekten, Bodenspekulanten und Banken“.

Die „ völlig austauschbare, banale Architektur“ – es gibt sie noch gar nicht – werde „urbane Traditionen zerstören“ und passe selbstredend nicht zur „denkmalgeschützten Architektur und Quartiersstruktur dieser Gegend“.

Auf 6,5 Hektar entstehen 940 Wohungen, Tiefgaragen, Grün- und Spielflächen, private Stadtplätze, ein öffentlicher Fuß- und Radweg. Das Bezirksamt spricht von einem weitgehend autofreien Quartier. Ein Viertel der Wohnungen wird von einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft übernommen und zu moderaten Mietpreisen angeboten.

Der Hamburger Investor Böag hat sich verpflichtet, eine Kita für mindestens 85 Kinder zu bauen. Er beteiligt sich auch an den Kosten für den Umbau der ehemaligen Waldenburgschule in der Otzenstraße, der notwendig wird, weil weitere 102 Schulplätze berechnet worden sind, und entsorgt Altlasten im Boden. Stadträtin Klotz, die sich im September ganz aus der Politik zurückziehen will, reagiert mit einem „Statement für Friedenau“. Darin heißt es, die Beteiligung der Bürger habe vier Jahre gedauert und in einem Umfang „weit über die gesetzlich vorgegebenen Verfahren“: drei öffentliche Veranstaltungen und fünf öffentliche Sitzungen eines Expertengremiums.

Die Verfasser seien „unzureichend informiert“. Wer gegen jedwegen Neubau auf dieser Bahnbrache sei, den werde auch der vorgelegte Bebauungsplan für das neue Quartier nie überzeugen. Da macht sich Sibyll Klotz nichts vor.

Schützenhilfe erhält die Stadträtin von einer Parteifreundin, der Bezirksverordneten Sabine Schneller. Als Schönebergerin wünscht sich diese, „in einer offenen, lebendigen Stadt zu wohnen, die neu Zugezogene, egal welcher Herkunft, als Bereicherung sieht und für sie etwas zusammenrückt“.

"Geschrei und Gepöbel"

Auch ein SPD-Verordneter mischt sich in das Online-Duell ein. Oliver Fey hält die Bebauung des ehemaligen Bahngeländes für wichtig und richtig. Immer gebe es „eine Handvoll Menschen“, die, weil sie mit den Ergebnissen einer Bürgerbeteiligung nicht zufrieden seien, „durch Geschrei und Gepöbel“ auffielen und den Eindruck vermittelten, sie seien „die Bürger“, so Fey. KEN

Während Architekten und Fachplaner das Vorhaben im Rathaus Schöneberg erläutern, tobt im Hintergrund ein E-Mail-Krieg zwischen Befürwortern und Gegnern. | Foto: KEN
940 Wohnungen, dazu Läden und Büros, sollen auf dem früheren Bahngelände entstehen. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 876× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.540× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.207× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.631× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.528× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.