RAW-Eigentümer stellen ihre Pläne vor

Hans-Rudolf Kurth und Sohn Lauritz gehört seit Frühjahr der größte Teil des RAW-Areals. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain. Der Stadtplanungsausschuss der BVV ist dafür bekannt, dass er Eigentümer und Investoren meist hart angeht. Umso überraschender waren die leisen und sogar lobenden Töne bei einem Tagesordnungspunkt der Sitzung am 4. November.

Dabei ging es um eines der bekanntesten und in die Schlagzeilen geratenen Gebiete im Bezirk – dem RAW Gelände. Das Areal stand gerade in den vergangenen Monaten wegen der steigenden Kriminalität im Fokus. Deshalb war es zunächst spannend, was der Besitzer des größten Teils der Fläche dagegen unternehmen will.

Eigentümer ist die Immobiliengruppe Kurth aus Göttingen, der seit April rund 53 000 der insgesamt etwa 70 000 Quadratmeter des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks gehören. Gegen das Raub- und Gewaltproblem seien bereits einige Maßnahmen ergriffen worden, erklärte Juniorchef Lauritz Kurth gleich zu Beginn. Müllecken wurden entfernt und Büsche gerodet, die als Drogenverstecke dienten. Als nächstes solle die Beleuchtung verbessert und eine Videoüberwachung eingerichtet werden.

Gegen die Kriminalität richtet sich auch eine verstärkte Tagesnutzung auf dem Areal, ergänzte Vater Hans-Rudolf Kurth und schlug damit den Bogen zu den künftigen Plänen des Eigentümers. Neue Mieter sollen angezogen werden. Zum Beispiel in der ehemaligen Radsatzdreherei, einer etwa 1500 Quadratmeter großen Halle, in die nach vorheriger Renovierung ein Nutzer aus dem musikalisch-künstlerischen Bereich einziehen soll.

Bleiben sollen auch die bisherigen Akteure auf dem Gelände. Vor allem die aus dem kommerziellen Bereich haben ohnehin längerfristige Mietverträge. Aber auch den Vertretern der Soziokultur, die sich vor allem um den inzwischen insolventen RAW-Tempel gruppiert hatten, würden Mietangebote bekommen. Wobei Lauritz Kurth einräumte, dass der Kontakt in den vergangenen Monaten nicht immer einfach gewesen sei. Informationen seien oft nicht kommuniziert worden und die Gemengelage manchmal unübersichtlich gewesen.

Neben diesen Bestandszusagen planen die Kurths aber auch Neubauten. Etwa entlang der Warschauer Straße wo kleinteiliger Einzelhandel sowie Galerien, Design-Manufakturen, Veranstaltungsräume oder Büros vorgesehen sind. Der Hauptweg soll zu einer Art Boulevard werden mit Gastronomiebetrieben und einer Markthalle. An der Revaler Straße könnte eine Kita eingerichtet werden. Vorstellungen, die die Grundaussage der Besitzer unterstreichen sollten. Sie wollen auf dem RAW-Gelände „keine Ballermannisierung“, wie sie betonten.

Die gar nicht gestellte Frage, wie sich das alles in den bisherigen Bestand einpassen lässt, konterten die Kurths, unterstützt von weiteren Mitstreitern, mit einer weiteren Trumpfkarte. Was aus ihren bisherigen Ideen verwirklicht werden soll, sei auch das Ergebnis eines umfassenden Beteiligungsprozesses, der bereits im kommenden Januar beginnt. Eingebunden würden dabei Nutzer und Anwohner. Und das alles passiere natürlich in enger Abstimmung mit dem Bezirk.

Spätestens solche Aussagen sorgten dann für Wohlfühlstimmung. Selbst im Publikum, wo einige RAW-Aktivisten saßen, regte sich kein Widerspruch. Stattdessen setzten einige Bezirksverordnete zu Komplimenten an. Selten habe es hier eine so ansprechende Vorstellung gegeben, war zum Beispiel zu hören.

Dabei sind manche Antworten durchaus offen geblieben. Etwa die, was die Kurth-Gruppe mit dem bisherigen Parkplatz am östlichen Rand ihres Areals machen möchte? Dazu gebe es noch keine abschließenden Ideen war zu hören. Vielleicht doch Wohnungsbau? Immerhin grenzt diese Fläche an den Ostteil des Geländes, den vor kurzem die International Campus AG aus München gekauft hat, die dort Studentenwohnungen errichten möchte. Das will der Bezirk aber bisher nicht. Und Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis90/Grüne) betonte, dass es einen Bebauungsplan für das gesamte Gelände geben soll und nicht nur für das Areal der Kurth-Gruppe.

Dass die Investoren aus Göttingen auf größere Sympathie treffen, als andere Eigentümer vor oder neben ihnen, liegt deshalb vor allem daran, dass sie klüger vorgehen und von vornherein auf manche Befindlichkeiten eingegangen sind. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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