„Meine Bühne“ will in die Theaterkapelle einziehen

Aufführung im neuen Domizil. Anfang Juni gastierte die bisherige Murkelbühne mit ihrer Produktion "Tage der Menschheit" in der Theaterkapelle. | Foto: Meine Bühne / Anne Rosenberg
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  • Aufführung im neuen Domizil. Anfang Juni gastierte die bisherige Murkelbühne mit ihrer Produktion "Tage der Menschheit" in der Theaterkapelle.
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Friedrichshain. Das Rätselraten um den künftigen Nutzer der Theaterkapelle in der Boxhagener Straße 99 ist zu Ende. Bespielt werden soll das Haus ab der Spielzeit 2016/17 von dem bisher in Prenzlauer Berg ansässigen Kinder- und Jugendtheater Murkelbühne. Nicht nur im Vorgriff auf das neue Domizil nennt sich das Theater jetzt „Meine Bühne“.

Vor gut einem Jahr habe es den ersten Kontakt zum Vermieter der Kapelle, dem evangelischen Friedhofsverband Berlin-Stadtmitte, gegeben, sagt Leiter Matthias Kubusch. Auch durch zwei Gastspiele, das letzte erst im vergangenen Monat, ist ihm das Haus bekannt. „Es hat uns sehr gefallen, auch wenn schnell wurde klar, dass hier vieles sanierungsbedürftig ist.“ Deshalb wird voraussichtlich ab Herbst erst einmal umgebaut. Die Kosten in derzeit geschätzter Höhe von rund 200 000 Euro wollen sich Vermieter und neuer Mieter teilen. „Wir kümmern uns vor allem um das Einrichten eines Proberaums im Untergeschoss.“ Um die etwa 100 000 Euro dafür aufzubringen, werden weitere Sponsoren und Paten gesucht.

Die Murkelbühne wurde 1992 von Ramona und Matthias Kubusch gegründet. Sie bietet Schauspielkurse und Workshops für Kinder- und Jugendliche. Die dort einstudierten Stücke werden anschließend aufgeführt. Die bisherige Spielstätte befindet sich an der Greifswalder Straße 88. Vor einem Jahr war unklar, ob es dort weitergehen kann. Vor allem die Mietkosten waren für die nicht geförderte Bühne zum Problem geworden. Weitere Spenden und Patenschaften sowie ein Entgegenkommen des Vermieters, der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, ermöglichten den Weiterbetrieb. Parallel dazu entstanden die Pläne für einen Umzug.
Trotzdem seien die bisherigen Kosten im mittleren vierstelligen Bereich auf Dauer schwer zu stemmen, so der Theaterleiter. Sie werden in der Theaterkapelle auf jeden Fall unter dieser Marge liegen. Auch wenn der Vertrag bisher noch nicht unterzeichnet ist.

„Uns ging es nicht um den maximalen Profit, sondern um einen Nutzer, der hier gut passt“, sagt Pfarrer Jürgen Quandt, Geschäftsführer des Friedhofsverbands. Mit einem Kinder- und Jugendtheater konnte er sich schnell anfreunden. Schon deshalb, weil in Friedrichshain viele Kinder leben. Außerdem seien bei diesem Nutzer wenig Konflikte, etwa mit Nachbarn, zu befürchten. Denn die Vorstellungen und Veranstaltungen fänden in der Regel tagsüber statt.

Auch im Kulturausschuss der BVV stieß das künftige Angebot auf Wohlwollen. Etwas Unverständnis gab es bei dessen Mitgliedern und Kulturstadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/Grüne) in den vergangenen Monaten allerdings, weil es zum Stand des Vergabeverfahrens so gut wie keine Informationen gegeben hat. Auch der Bitte an die Bewerber, sich einmal im Ausschuss vorzustellen, kam – außer einem Konsortium von Kiezkünstlern, das dort Jazzkonzerte und Workshops veranstalten wollte – niemand nach (wir berichteten).

„Wir wollten erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn unser Vorhaben einigermaßen spruchreif ist“, verteidigt Matthias Kubusch die Zurückhaltung. Zuvor sollten die Eltern am bisherigen Standort in Prenzlauer Berg informiert werden. Der Umzug sei dort zustimmend aufgenommen worden, sagt er. Ohnehin kämen bisher nur etwa ein Drittel der Kinder aus dem unmittelbaren Einzugsbereich.

Hintergrund

Die Kapelle an der Boxhagener Straße 99 wurde 1879 eingeweiht. Zwölf Jahre zuvor war der Friedhof angelegt worden. In den 1990er-Jahren wurde das Haus ein Kulturstandort, vorwiegend mit dem Schwerpunkt Theater. Mehrere Nutzer gab es seither, zum Beispiel das OstEnd-Theater oder bis Ende 2013 der Verein Theaterkapelle. Parallel dazu war die Kapelle bis vergangenen Mai weiter ein Ort für Trauerfeiern. Sie finden jetzt im ehemaligen Wirtschaftsgebäude auf dem Friedhof statt, das zu einem Abschiedsraum umgebaut wurde. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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