Vergangenheit mit Kinderaugen: Friedrichshainer Filmprojekt vorgestellt

Die Beteiligten des Projekts sind stolz auf ihren Film. | Foto: Thomas Frey
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  • Die Beteiligten des Projekts sind stolz auf ihren Film.
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Das Rohmaterial war mehr als zweieinhalb Stunden lang. Daraus wurden in der Endfassung etwas mehr als 20 Minuten. Einiges fiel dem Schnitt zum Opfer.

"Ich zeig dir mein Friedrichshain" heißt das fertige Werk, das am 21. Januar im Familienzentrum Menschenskinder an der Fürstenwalder Straße seine Premiere feierte.

Der Film zeigt zehn Kinder, die sich mit Senioren getroffen und sie über ihr Leben ausgefragt haben. Die Idee hatte Ulrike Werber, einst Schauspielerin und heute Coach und Unternehmensberaterin. Kooperationspartner war das Familienzentrum. 5000 Euro gab es von der Bosch-Stiftung für das Projekt.

Überraschende Fragen zum Nachdenken

Generationen miteinander in Kontakt zu bringen, sei der Ausgangspunkt gewesen, sagt Ulrike Werber. Und das mit der Kamera festzuhalten. Wobei es oft den Eindruck hat, als hätten Interviewer und Interviewte irgendwann vergessen, dass ihre Unterhaltung aufgenommen wird. Denn alles wirkt wenig gestellt. Aber für das Einstudieren von Rollen hätten sich wohl weder die Acht- bis Zwölfjährigen, noch ihre Gegenüber im Alter zwischen Anfang 70 und Ende 80 Jahren besonders geeignet. Auch wenn die Kinder betonten, dass sie sich auf die Treffen natürlich vorbereitet und entsprechende Fragen überlegt haben. Wie sie die anbrachten und auch, was sie wissen wollten, war gemäß ihrer Altersgruppe formuliert. Aber gerade das erbrachte Überraschungen, sorgte für Nachdenken und weiteren Erzählbedarf.

Zum Beispiel bei Charlotte (82). Sie stammt eigentlich aus West-Berlin, ihre Mutter lebte zu Mauerzeiten im Ostteil der Stadt. Charlotte hat sie regelmäßig besucht. Einreise über die Oberbaumbrücke, wo sie die Kinder auch trafen. "Und was fandest du damals besser?", wurde sie von einem Mädchen zu einem Ost-West-Vergleich herausgefordert. Erwachsene würden so eine Frage wahrscheinlich nicht stellen. Charlotte musste deshalb einiges erklären.

Erstbewohner an der Stalinallee

Oder bei einem Ehepaar, beide Jahrgang 1937. Thema war der Zweite Weltkrieg, den beide als Kinder erlebt haben. "Habt ihr euch mehr gefreut, als der Krieg aus war oder mehr gelitten, weil ihr Hunger hattet", fragte ein Junge. "Kein Krieg mehr, das war das Wichtigste", sagt der Mann. Peter (72), war mit seinen Eltern einer der Erstbewohner an der Karl-Marx-Allee, damals noch Stalinallee. Er berichtet von den formidabel ausgestatteten Wohnungen, wer dort wohnte und auch dem politischen Hintergrund dieser "Arbeiterpaläste". Die Kinder interessiert aber auch, wo sie gespielt haben. "Eine gute Frage", lobt Peter und berichtet von Fußball auf einer für Autos abgesperrten Straße.

Das und noch mehr zeigt der Film, der nach der Premiere auch den Beifall seiner Protagonisten fand. Wenngleich wegen des rigorosen Schnitts manche jungen Interviewer nur noch kurz zu sehen waren.

"Ich zeig die mein Friedrichshain" soll in den kommenden Monaten an weiteren Orten gezeigt werden. Einrichtungen, die Interesse an einer Aufführung haben, können sich unter  0177 567 56 17 melden.

Ulrike Werber hofft darüber hinaus, dass die Produktion der Anfang für weitere Generationengespräche war.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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