SPD-Bezirksfürsten unterstützen Landeschef bei Kandidatur
Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß war bis vor zwei Jahren Kreisvorsitzender seiner Partei in Friedrichshain-Kreuzberg. Außerdem amtierte er von Ende 2009 bis Ende 2011 als Stadtrat für Finanzen, Kultur und Sport. Bei den Wahlen 2011 trat der heute 41-Jährige als Spitzenkandidat der Bezirksgenossen an und liebäugelte danach mit einem Posten im Senat. Als ihm der verwehrt wurde, forderte Stöß 2012 den bisherigen Landesvorsitzenden Michael Müller heraus und gewann.
Seiner Wiederwahl als SPD-Chef im Mai dieses Jahres konnte er sich dagegen lange nicht sicher sein. Raed Saleh (37) aus Spandau, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus und sein innerparteilicher Konkurrent, schien gegen Stöß antreten zu wollen. Erst kurz vor der Entscheidung erklärte Saleh seinen definitiven Verzicht. Jan Stöß wurde wiedergewählt, erhielt aber nur magere 68 Prozent der Stimmen. Jetzt trifft er erneut auf seine Kontrahenten Raed Saleh und Michael Müller. Hinzu kommen weitere Bewerber um das Amt des Regierenden Bürgermeisters. Die Entscheidung soll durch ein Mitgliedervotum der Berliner Sozialdemokraten gefällt werden. Der Ausgang der Abstimmung gilt derzeit als völlig offen.
In Friedrichshain-Kreuzberg kann sich Stöß allerdings der Unterstützung der Mandats- und Funktionsträger ziemlich sicher sein. "Ich werde natürlich Jan Stöß unterstützten", sagt die Kreisvorsitzende Julia Schimeta. Jan Stöß stehe für die moderne Großstadtpartei, habe als Landesvorsitzender integrierend gewirkt und bereits in seiner Zeit in Friedrichshain-Kreuzberg früher als andere auf Probleme hingewiesen, mit denen die Stadt jetzt konfrontiert werde. Ähnliches ist von Andy Hehmke, SPD-Fraktionschef in der BVV zu hören. "Jan Stöß hat Ideen und ist durchsetzungsstark. Und er hört den Menschen zu."
Der SPD im Bezirk hat rund 1600 Mitglieder, etwa zehn Prozent aller Berliner Genossen. Wie sich jeder einzelne entscheide, sei natürlich ungewiss, heißt es auch in Friedrichshain-Kreuzberg. Aber gerade an der Basis habe der Vorsitzende in den vergangenen Jahren Pluspunkte gesammelt.
Schon bei Salehs Vorstoß in Richtung Landesvorsitz hatten sich die Genossen hinter ihrem ehemaligen Vormann versammelt und Saleh teilweise "intrigantes Verhalten" vorgeworfen. Aussagen, die jetzt auf einen harten innerparteilichen Wahlkampf schließen lassen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare