Bezirk will mehr Milieuschutz: Haushalte in Beobachtungsgebieten werden befragt

Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) will weitere Milieuschutzgebiete. Dafür braucht er Informationen über die Mieter. | Foto: Dirk Jericho
  • Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) will weitere Milieuschutzgebiete. Dafür braucht er Informationen über die Mieter.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Nach einem Grobscreening zum Milieuschutz 2014 werden jetzt vier damals ermittelte „Beobachtungsgebiete vertiefend untersucht“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Hauseigentümer in den Kiezen Soldiner Straße, Kattegatstraße, Reinickendorfer Straße und Humboldthain Nord-West könnten bald Fesseln angelegt bekommen.

Fünf sogenannte Milieuschutzgebiete hat der Bezirk 2016 bereits ausgewiesen, um die Mieter vor Mietexplosionen und damit Verdrängung zu schützen. Soziales Erhaltungsrecht (Milieuschutz) gilt in den Gebieten Birkenstraße und Waldstraße in Moabit sowie Leopoldplatz, Sparrplatz und Seestraße in Wedding. Dort haben Eigentümer strenge Auflagen. Sie dürfen keine Baumaßnahmen mehr durchführen, die zu hohen Mieten führen. In Milieuschutzgebieten sind alle baulichen Maßnahmen genehmigungspflichtig. Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen sind prinzipiell nicht mehr möglich. Auch das Zusammenlegen von zwei kleinen zu einer großen Wohnung ist verboten. Nicht mehr genehmigungsfähig sind Luxussachen wie Einbauküchen, Kamine, Panoramafenster, Fußbodenheizungen und einiges mehr.

Die Stadtplaner hatten bei ihren Untersuchungen weitere Gebiete mit hohem Aufwertungspotenzial registriert. Um diese Prognosen aus den Voruntersuchungen zu bestätigen, sollen jetzt per Stichprobe ausgewählte Haushalte in den Beobachtungsgebieten Soldiner Straße, Kattegatstraße, Reinickendorfer Straße und Humboldthain Nord-West schriftlich befragt werden. Die Fragebögen sollen bis 11. Februar ausgefüllt werden. Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) bittet die für die Haushaltsbefragung ausgewählten Bewohner „um aktive Teilnahme, um dadurch die Ermittlung von sozialen Erhaltungsgebieten im Bezirk Mitte voranzubringen“. Gothe will das soziale Erhaltungsrecht ausweiten, um Luxusmodernisierungen und Gentrifizierung zu stoppen.

Die beauftragten Büros „Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit und Stadtteilplanung Argus“ sowie „S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung“ sollen herausfinden, wie hoch der Aufwertungsdruck und demzufolge auch die Wahrscheinlichkeit ist, dass in den Untersuchungsgebieten sozial Schwache zukünftig verdrängt werden. Die Experten sammeln detaillierte Informationen über die Bewohner und deren Wohn- und Lebenssituation. Die Interviewer bitten zum Beispiel um Angaben zu Einkommen, Beruf, Wohndauer und zur Wohnung. Bestätigt sich der Verdrängungsdruck, soll eine soziale Erhaltungsverordnung, Milieuschutz genannt, erlassen werden. Dieses Instrument aus dem Baugesetzbuch wenden derzeit sieben Bezirke in 42 sozialen Erhaltungsgebieten an.

Mitte hat für fünf Gebiete Erhaltungsverordnungen beschlossen. Details zum Milieuschutz definiert jeder Bezirk selbst. Die Bezirksverordnetenversammlung hat dazu Kriterien beschlossen. Nicht mehr genehmigungsfähig sind in Milieuschutzgebieten auch Gegensprechanlagen mit Videoüberwachung, repräsentative Treppenhäuser, ein zweites Bad, WC oder eine zweite Dusche, zur Wohnung gehörende Parkplätze, neue Balkone mit mehr als vier Quadratmetern Grundfläche, Loggien, Terrassen und Wintergärten oder kostenaufwändige Aufzüge.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 280× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 411× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 134× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 273× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.