Legendäres Vereinslokal eröffnet als Herberge
Über 20 Jahre schlummerte das frühere Klubhaus von Hertha an der Behmstraße Ecke Jülicher Straße vor sich hin. Das markante Gebäude war völlig zerfallen, die Fenster verrammelt. Wo Jahrzehnte lang Siege gefeiert wurden und die Weddinger ihre Molle im Biergarten zischen konnten, sind jetzt wieder die Zapfhähne auf Durchlauf. Der türkischstämmige Berliner Unternehmer Ertac Ocak hat das Hertha-Domizil in den letzten zwei Jahren aufwändig saniert. Wie sein Sohn Ercan sagt, eröffnet hier im Dezember das "Hostelo Berlin". Der junge Geschäftsmann betont bei der Führung durch das fast fertige Hostel die Einmaligkeit und hohe Qualität im Haus. Alle 21 Zimmer mit insgesamt 111 Betten hätten jeweils separate Dusche und Toilette. Boutique-Hostel nennt Ocak die neue Unterkunft für Schulkassen oder Rucksacktouristen, um die Besonderheit zu betonen. Unten wird es wieder ein öffentliches Restaurant mit Biergarten geben. "Der Wedding ist im Kommen", sagt Ercan Ocak. "Aus der alten Plumpe ist jetzt die neue Perle geworden", möchte er sich gern zitieren lassen.
Das stimmt zwar nicht ganz, denn die "Plumpe", wie das frühere Hertha-Stadion mit Tribünen für 35 000 Zuschauer genannt wurde, war auf der anderen Straßenseite. Der Verein musste aus Geldnot das Grundstück verkaufen. Die "Plumpe" wurde 1974 abgerissen. Vor den dort gebauten Wohnhäusern erinnert ein zerfetzter Bronzefußball an die Zeit, als hier Herthas Wiege stand. Das Hertha-Domizil ist das einzige, was von der großen Weddinger Hertha-Zeit geblieben ist.
Direkt dahinter hat Investor Ocak gerade mit dem Bau eines Aparthotels begonnen. Das sechsgeschossige Gebäude an der Jülicher Straße soll 105 Appartements und eine Gewerbeeinheit haben. Später soll ein achtgeschossiges Haus zwischen Hostel und Sportplatz entstehen, "für ein Vier-Sterne-Hotel", wie Ercan Ocak sagt. Termine für einen Baustart gibt es für diesen Bauabschnitt nicht. Direkt anschließend in der Jülicher Straße will ein anderer Investor ein Studentenwohnheim bauen. In früheren Plänen für das Areal an der Jülicher Straße war immer von einem Kongresszentrum, Hotel und Seniorenresidenz die Rede. Die Neubauten der Firma Ocak Projektentwicklung werden auf den Fundamenten einer Investruine errichtet, die hier seit Mitte der 1990er Jahre vor sich hinschlummert. Eine Firma wollte hinter dem Hertha-Domizil ein Sporthotel mit Squashcenter bauen, ging aber pleite. Die Architekten vom Büro GFB Alvarez+Schepers haben den Hotelneubau auf den vorhanden Kellern geplant.
Das Bezirksamt Wedding hatte das Areal um das Hertha-Domizil bereits 1992 verkauft. Der Sporthotel-Investor ging aber pleite, bevor der Eigentumswechsel im Grundbuch vollzogen war. Der Bezirk blieb Eigentümer und fand wegen der millionenschweren Grundschuld keinen Käufer. Erst vor drei Jahren war eine Lösung zwischen Bezirk, Käufer und Gläubigerbank gefunden worden. Die Bank hatte die eingetragene Grundschuld gelöscht und auf ihre Ansprüche verzichtet. Dafür bekam sie den vollen Kaufpreis. Über die Höhe wurde seinerzeit Stillschweigen vereinbart.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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