Halensee. Sie nennen es "Neu-Prora". Und gegen das Wohnungsbauprojekt an der Seesener Straße gehen Anwohner nach wie vor an jedem ersten Sonnabend im Monat auf die Straße. Nun drängt der Bezirk den Bauherren zu einer Informationsveranstaltung. Und zu mehr Rücksicht auf die Nachbarn.
Wut am Bau - und keine Beruhigung in Sicht. Entlang der Seesener Straße behindert eine ganze Baustellenlandschaft seit Wochen den Verkehr und raubt Nachbarn Parkplätze, vor allem aber die Nerven. "Die Situation ist einfach unerträglich", beschwerte sich nun eine Sprecherin der Bürgerinitiative Henriettenplatz in der BVV. Diese Gruppierung wehrt sich mit allen Mitteln gegen den sechsgeschossigen Riegel mit rund 220 Wohnungen, welcher sich zwischen den Bestandsbauten und der Ringbahntraße bis zum Kurfürstendamm hinziehen soll.
Dass bislang neun Bäume gefällt wurden, sei für die Erschließung der Baustelle unumgänglich gewesen, erklärte Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) auf Nachfrage. Das Bauprojekt der Sanus AG hatte vom Bezirk eine so genannte Befreiung erhalten, die das Bauvorhaben einerseits beschleunigt - aber dem Investor andererseits die Pflicht erlässt, Anwohner im Detail zu informieren.
In dieser Hinsicht soll es nun Nachbesserung geben, wenn es nach Schulte geht. Doch Interessen von Bürgern geltend zu machen, fällt in diesem Fall nicht leicht. "Wir haben es hier mit einem Bauherren zu tun, mit dem es nicht ganz einfach ist, zu verhandeln", zeigt sich der Stadtrat von bisherigen Vermittlungsversuchen enttäuscht. Er will nochmals darauf drängen, dass die ausladende Baustelle eine kompaktere Form annimmt. Für die Anwohner nur ein Kritikpunkt von vielen. Und so gehen die Mahnwachen der Bürgerinitiative weiter - an jeden ersten Sonnabend im Monat um 14 Uhr.
Thomas Schubert / tsc
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