Ausstellung würdigt Wirken des Arztes Curt Bejach
Kreuzberg. Am 9. November wurde im Gesundheitsamt in der Urbanstraße 24 eine Dauerausstellung eröffnet, die an den Kreuzberger Stadtarzt Curt Bejach (1890-1944) und das Gesundheitshaus Am Urban erinnert.
Curt Bejach übernahm 1922 die Stelle des Kommunalmediziners im zwei Jahre zuvor entstandenen Bezirk Kreuzberg (zunächst Bezirk Hallesches Tor). 1925 war er maßgeblich an der Gründung des Gesundheitshauses beteiligt. Es wurde als erstes kommunales Zentrum für präventive Medizin und Gesundheitserziehung in Berlin eingerichtet. In dem Haus befanden sich zum Beispiel die Schulgesundheitspflege, ein chirurgisches und zahnärztliches Ambulatorium, die Ehe- und Sexualberatungsstelle, Fürsorge für Säuglinge und Kleinkinder sowie für Lungenkranke, Alkohol- und Drogenabhängige oder Menschen mit psychischen Leiden. Dazu gab es regelmäßige Vorträge, Ausstellungen und eine Bibliothek. Die Kreuzberger Einrichtungen wurde in den folgenden Jahren zum Vorbild für weitere solcher Zentren in anderen Bezirken.
Als Jude und Sozialdemokrat wurde er 1933 von den Nazis als Stadtarzt entlassen und verlor auch seine Stelle als Dozent an den Berliner Sozialen Frauenschulen. Aus dem Gesundheitshaus wurde eine SA-Sanitätsschule. Im September 1938 verlor Curt Bejach auch seine Approbation als Arzt. Er durfte sich danach nur noch „Krankenbehandler“ nennen und ausschließlich jüdische Patienten versorgen. Während des Kriegs musste er als Behandler Zwangsdienst im Waldlager Britz in Brandenburg für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter leisten.
Seine beiden jüngsten Töchter konnte Curt Bejach 1939 durch einen Kindertransport nach Großbritannien in Sicherheit bringen. Für sich selbst bemühte sich der Witwer um ein Visum in die USA, was aber misslang. Im Januar 1944 kam er zunächst in das Konzentrationslager Thereseienstadt. Im September wurde er von dort in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und wahrscheinlich kurz darauf ermordet.
Das ehemalige Gesundheitshaus am Urban wurde durch Bombenangriffe zerstört. Dort befindet sich jetzt das bezirkliche Gesundheitsamt, das seit kurzem Curt-Bejach-Gesundheitshaus heißt.
Die Eröffnung der Dauerausstellung fand bewusst am 9. November, dem 77. Jahrestag der Reichspogromnacht, statt. Bei einer Feierstunde wurde zuvor nicht nur an das Schicksal von Curt Bejach, sondern auch an das anderer jüdischer Ärzte in Berlin erinnert.
Die Bild und Textdokumentation kann zu den Öffnungszeiten des Gesundheitsamtes, Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitag, 9 bis 14 Uhr besichtigt werden. In der Reihe „Jüdische Miniaturen“ hat Dietlinde Peters 2010 eine Biografie über Curt Bejach verfasst. Das Bucht kostet 5.90 Euro. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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