Niemals wilde Katzen kitzeln: Der Vorlesebus startet seine Tour durch die Bezirke
Kreuzberg. Der Andrang ist groß, auch wenn sich einige Kinder nur in Begleitung ihrer Mütter in das Fahrzeug trauen. Ein halbes Dutzend kleine Personen hat darin Platz. Dazu natürlich die Hauptdarsteller – der Vorleser.
Denn der Ford Transit, der am 26. Mai auf dem Hof des Familienzentrums tam in der Wilhelmstraße steht, ist ein Ort der Literatur. Als Lesebus wird er bis September Veranstaltungen, Straßenfeste oder Kitas in verschiedenen Bezirken ansteuern. Mit an Bord sind Lesepaten, die ihr junges Publikum für Bücher begeistern wollen.
"Wir müssen dorthin, wo die Menschen wohnen", sagt Sarah Seeliger, Geschäftsführerin des Bildungsträgers Librileo, der den Bus auf die Reise schickt. Und das gelte vor allem für die sogenannten sozialen Brennpunkte, wo sich die Bewohner eher selten aus ihrem Kiez herausbewegten.
Vorlesen in der Freizeit
Im Fahrzeug sitzen die Kinder im Halbkreis vor ihrem Vorleser. Vier Haupt- und sechs ehrenamtliche Lesepaten gehören zum Team. Zum Beispiel Tobi (25), der gerade aus dem Buch "Niemals wilde Katzen kitzeln" vorträgt. Im Mittelpunkt stehe ein Tiger, sagt Tobi. Inspiriert worden hier mitzumachen, sei er durch eine Pippi Langstrumpf-Malerei in der Nähe seiner Wohnung, erklärt er seinen etwas ungewöhnlichen Einstieg.
Ebenso wie ihm geht es auch Kati (28) darum, sich bei einem sinnvollen Projekt zu engagieren. Um Kindern das Lesen nahezubringen, spendiere sie gerne einen Teil ihrer Freizeit, meint sie. Auch bei Katis "Kleiner Raupe Nimmersatt" spielt ein Tier die Hauptrolle.
Aber natürlich befinden sich auch andere Bücher im Fundus. Abenteuer- oder Sachgeschichten und die meisten mit vielen Bildern. Alle können vor oder nach dem Lesetermin angeschaut oder darin geschmökert werden.
Bei ihren Vorträgen bleiben die Vorleser auch nicht nur an ihrem Text kleben, sondern unterstreichen ihn mit Mimik, Gestik und weiteren Hilfsmitteln. Auch Maha Hanna macht das gekonnt, obwohl sie hier nur einen Gasteinsatz hat. Die 39-Jährige gehört zu den Kreuzberger Stadtteilmüttern und trägt ihren Besuchern ein Werk auf Arabisch vor. Auch das kommt aus dem Tierreich und heißt "Die Maus und der Löwe".
Ein mehrsprachiges Angebot im Vorlesebus wäre auch sonst ein gute Idee, meint Sarah Seeliger. Aber dazu bräuchte es weitere Mitstreiter wie etwa die Stadtteilmütter.
Erst einmal ist sie froh, dass sie das rollende Literaturzimmer an den Start gebracht hat. Möglich wurde das durch Unterstützung zahlreicher Institutionen, zum Beispiel dem Deutschen Kinderhilfswerk oder der Bayer Care Foundation.
Noch Anmeldungen möglich
Bis zum Herbst sind mittlerweile 35 Termine gebucht. Zu den ersten Stationen des Vorlesebus gehört am Donnerstag, 2. Juni, der Besuch beim Bildungsfest des Quartiersmanagements Moabit West/Beusselstraße oder zwei Tage später der Auftritt beim Umweltfest des QM Mariannenplatz in der Naunynstraße 73. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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