Friedrichshain-Kreuzberg. "Ich möchte Sie auf eine kontroverse Ausstellung im Friedrichshain-Kreuzberg Museum aufmerksam machen", heißt es in der Mail der Veranstalter. Auch ihnen scheint klar zu sein, dass ihr Vorhaben einige Wellen schlagen wird.
Auch ihnen scheint klar und vielleicht gewollt, dass ihr Vorhaben Wellen schlagen wird. Das zeigte sich bereits vor der Eröffnung am 21. November. Denn die Schau mit dem Titel "Andere Heimaten" beschäftigt sich mit Herkunft und Migrationsrouten von Drogenverkäufern in Berliner Parks.
Der Dealer als Kunstobjekt, geht das? Nein, findet der CDU-Fraktionsvorsitzende Timur Husein. Bei dieser Klientel handle es sich um Straftäter, auch in Friedrichshain-Kreuzberg. In einem Antrag für die BVV am 8. November forderte er zwar kein Verbot der Schau, sie dürfe aber weder finanziell (mit 500 Euro) vom Bezirk unterstützt werden noch in einer kommunalen Einrichtung stattfinden.
Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Bei der Ausstellung gehe es nicht darum, Drogen oder den Handel damit zu glorifizieren, meinte Kulturstadträtin Clara Herrmann (Bündnis 90/Grüne). Vielmehr richte sie den Blick auf Menschen, die diesem Gewerbe nachgehen. Und Kunst dürfe "irritieren und provozieren".
Nach den Angaben der Macher beschäftigt sich ihr Projekt mit Fragen wie dem Weg, der Migranten in den Drogenhandel führt. Auch Widersprüche im Umgang mit Suchtmitteln spielen eine Rolle. Ebenso soll der "Hass gegen die Arbeiter im Drogenmilieu" thematisiert werden. Als dessen Ursachen werden "postkoloniale Reaktionsmuster" oder noch deutlicher "Hass auf schwarze Menschen" gesehen.
Für die größte Aufregung sorgten im Vorfeld Sätze, die als eine Art Dealer-Loblied verstanden werden könnten. Etwa die Ansicht, dass diese Menschen "unerschrocken und tapfer im öffentlichen Raum" arbeiten.
Verantwortlich ist der Künstler Scott Holmquist. Er hatte bereits 2016, damals erfolglos, den Antrag eines Denkmals für Drogenhändler eingereicht. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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