Denkmal der Verkehrsgeschichte: Von der Verbindungsbahn über die Pferdebahn zur Berliner Ringbahn

In der Stresemannstraße liegt ein kurzes Gleisstück, das an die Berliner Verkehrsgeschichte erinnert. Heute dient es als Fahrradparkplatz. | Foto: Klaus Teßmann
  • In der Stresemannstraße liegt ein kurzes Gleisstück, das an die Berliner Verkehrsgeschichte erinnert. Heute dient es als Fahrradparkplatz.
  • Foto: Klaus Teßmann
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Kreuzberg. Auf dem Mittelstreifen in der Stresemannstraße liegt ein kleines Stück Eisenbahngleis. Doch Züge fahren dort schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr.

Zwischen dem Willy-Brandt-Haus und der Einmündung der Großbeerenstraße liegt eine Schiene, die an die Berliner Verbindungsbahn erinnert. Es ist ein technisches Denkmal, aus den Anfangsjahren des Bahnverkehrs in Berlin.

Anfang des 19. Jahrhunderts kam die Eisenbahn nach Berlin. An der Stadtgrenze wurden fünf Kopfbahnhöfe gebaut. Züge aus allen Himmelsrichtungen kamen in Berlin an. Doch zwischen den Bahnstrecken gab es keine Verbindung, keine Bahnstrecke führte durch die Stadt. Doch immer mehr Fahrgäste wollten in Berlin umsteigen, immer mehr Güter mussten transportiert werden. So wurde eine Eisenbahnstrecke zwischen den einzelnen Bahnhöfen notwendig. Sie sollte die Stettiner Bahn, die Hamburger, die Potsdamer, Anhalter und Frankfurter Bahn mit einander verbinden. Erste Ideen dafür gab es bereits in den 1840er-Jahren. Im Dezember 1850 wurde mit dem Bau der Verbindungsbahn auf öffentlichem Straßenland am Hamburger Bahnhof begonnen. Schließlich wurde diese Strecke dann 9 Kilometer lang. Vom Hamburger Bahnhof führte eine Strecke nach Osten zum Stettiner Bahnhof. Die zweite Strecke wurde nach Süden zum Potsdamer Bahnhof gebaut.

Borsig an die Bahn anschließen

Zur Stettiner Bahn verliefen die Gleise durch die Invalidenstraße. Gleichzeitig war es der Industrieanschluss für die Lokomotivfabrik Borsig in der Invalidenstraße.

In Richtung Süden überquerte die Bahn die Spree an der Stelle, an der heute die Moltkebrücke die Spree überspannt. Die Bahn fuhr am Brandenburger Tor in Richtung Ebert- und Stresemannstraße. Anschlüsse führten sowohl zum Potsdamer als auch zum Anhalter Bahnhof. Am Landwehrkanal schwenkte die Strecke nach Osten und verlief auf dem heutigen Halleschen Ufer zum Halleschen Tor. Von dort ging es über die Gitschiner Straße zum Wassertorplatz und der Skalitzer Straße bis zum Görlitzer Bahnhof, der im Jahr 1868 fertig wurde. Die Verbindungsbahn wurde zwischen dem Stettiner und Anhalter Bahnhof am 15. September 1851 eröffnet. Einen Monat später fuhr die Bahn dann die ganze Strecke bis zum Schlesischen Bahnhof. Später kamen noch Industrieanschlüsse für an der Strecke liegende Betriebe dazu. Dazu gehörten auch die Gasanstalten, die mit Kohle beliefert wurden.

Lärm & Dreck durch Dampfloks

Auf der ganzen Strecke verkehrten Dampflokomotiven. Zunehmend beschwerten sich die Bewohner an der Strecke über den Lärm und den Dreck. So wurde vor allem der Güterverkehr auf die Nachtstunden verlegt. Vor allem, um den wachsenden Straßenverkehr nicht zu beeinflussen. Schon 1865 gab es erste Überlegungen für eine Bahnanlage, die unabhängig vom Straßenverkehr betrieben werden konnte. Es sollte auch keine Kreuzungen mit Straßen geben. Schließlich wurden 1866 die Mittel zum Bau der neuen ringförmigen Verbindungsbahn – die heutige Ringbahn – bewilligt. Schon fünf Jahre später am 17. Juli 1871 wurde der östliche Abschnitt von Moabit über Gesundbrunnen, Central-Viehhof, Stralau-Rummelsburg, Rixdorf (Neukölln) und Schöneberg zum Potsdamer Bahnhof eröffnet. Der westliche Abschnitt der Ringbahn folgte dann sechs Jahre später am 15. November 1877.

Damit wurde die Verbindungsbahn nicht mehr benötigt, ihr Betrieb wurde im Juli 1871 eingestellt.

Auf dem Gleis von den Gasanstalten über den Anschluss zum Görlitzer Bahnhof und die Eisenbahnstraße bis zur Ecke Köpenicker Straße verkehrte zeitweise die Pferdebahn. Es war die zweite Strecke der Großen Berliner Pferdeeisenbahn. Von 1902 bis 1953 fuhr die elektrische Straßenbahn noch teilweise auf den Gleisen der ehemaligen Verbindungsbahn. 1953 fuhr die letzte Straßenbahn durch die Stresemannstraße. Nur die Eisenbahnstraße in Kreuzberg und dieses Bahngleis erinnern noch an einen Abschnitt der Berliner Verkehrsgeschichte. KT

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 638× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.312× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 969× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.413× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.312× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.