Bürgerinitiative kämpft mit allen Mitteln für den Erhalt des Wäldchens am Dahlemer Weg und gegen den Bau einer MUF
Der Saal im Mehrgenerationenhaus Phoenix ist rappelvoll. Über 150 Bürger sind der Einladung der „Bürgerinitiative lebenswertes Lichterfelde“ gefolgt. Sie wollen mehr über die Ziele der Initiative erfahren und darüber, wie es um die Zukunft der geschützten Grünanlage am Dahlemer Weg bestellt ist.
Bekannt ist bisher nur, dass der Bezirk das 12 000 Quadratmeter große Waldstück dem Senat als Standort für Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) vorgeschlagen hat. Dagegen wehrt sich die Bürgerinitiative und stellt sich gegen das Vorhaben – aus Naturschutzgründen. „Der Fokus unserer Info-Veranstaltung liegt beim Naturschutz“, betont Henning Gerlach von der Bürgerinitiative. Das wird an diesem Abend auch immer wieder beteuert: Die Mitstreiter der Bürgerinitiative wollen sich ausschließlich für den Schutz der Tiere und der Natur engagieren und stellen sich gegen jegliche Bebauung.
Warum das Grundstück so schützenswert ist, soll ein kurzer Film deutlich machen. Er zeigt Bilder von üppiger Natur, Großaufnahmen von kleinen Sing- und großen Raubvögeln, possierlichen Eichhörnchen, Insekten und sogar einem Reh. Alles untermalt von gefühlvoller Musik – bis die Idylle jäh von Kettensägenlärm unterbrochen wird. Der Film sei von Profis gemacht worden und „ja, er solle emotional sein“, sagt Gerlach. Die Aufnahmen der Tiere stammen allerdings nicht vom Wald-Grundstück, gibt der Moderator auf Frage einer Anwesenden zu. Die Tiere seien von den Profis reingeschnitten worden.
Doch dass sich zwischen Dahlemer Weg und dem Güterbahnhof in den zurückliegenden 60 Jahren ein wertvolles Biotop entwickelt hat, bestätigt auch der BUND Südwest, der die Bürgerinitiative unterstützt. Es handle sich hier nicht um irgendein monotones Robiniendickicht, „sondern um ein totholzreiches Biotop für Insekten und Kleintiere mit ungewöhnlich artenreichem Gehölzbestand“, schreibt die Umweltorganisation in einem Appell zum Erhalt grüner Infrastruktur und fordert Bezirk und Senat auf, das Biotop am Dahlemer Weg aus der Vorschlagsliste zu nehmen. „Wir sind überzeugt, dass es alternative Möglichkeiten gibt“, sagt Henning Gerlach. Die Politiker sollten endlich anfangen, ihre Hausaufgaben zu machen, fordert er.
Doch die Angesprochenen sind nicht erschienen. Weder Vertreter des Senats noch des Bezirks. Bis auf Carolina Böhm, Stadträtin für Soziales und Gesundheit. Wenn sie auch nicht für den Naturschutz zuständig ist, so informierte sie die Bürger zumindest, dass gründlich geprüft werde, inwieweit das Gelände schützenswert sei. Dazu habe der Bezirk ein eigenes Gutachten angefordert. Wie lange dieser Prozess dauern werde, konnte sie jedoch nicht sagen.
Zum Ende des Abends kommt das Flüchtlingsthema dann doch noch auf den Tisch. Warum müsse ausgerechnet am Dahlemer Weg eine MUF errichtet werdenl, wo es doch im Umkreis von knapp 900 Metern bereits zwei Unterkünfte gäbe – und eine weitere MUF am Osteweg geplant sei, heißt es. „Integration funktioniert viel besser, wenn weniger Flüchtlinge an einem Standort untergebracht sind“, sagt eine aus dem Iran stammende Anwohnerin.
Günther Schulze vom Willkommensbündnis für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf betont, wie wichtig es sei, die geflüchteten Menschen vernünftig und menschenwürdig unterzubringen. Weil es in Berlin insgesamt zu wenig Wohnungen gebe, wären die MUF eine gute Alternative. „Hierbei handelt es sich keineswegs um bessere Sporthallen, sondern um kleine Wohnungen.“ Seine Bitte an die Anwohner: Wenn am Ende doch eine MUF am Dahlemer Weg errichtet werde, sollten sie vorbereitet sein und dem Vorhaben nicht nur negativ gegenüber stehen.
Aktuell denkt die Bürgerinitiative über rechtliche Schritte nach. „Wir rechnen uns sehr gute Chancen aus“, sagt Henning Gerlach. Doch um einen Fachanwalt bezahlen zu können, braucht die Bürgerinitiative Geld. Auch das wurde an diesem Abend immer wieder betont und ein Spendenaufruf gestartet.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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