Wieder Attacke auf Wahlkreisbüro. Initiative diskutiert über Strategien

Ein NPD-Aufkleber überdeckt die Informationen. | Foto: KEN
  • Ein NPD-Aufkleber überdeckt die Informationen.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Tempelhof-Schöneberg. Jüngster Vorfall: Ein Aushang im Schaufenster des Friedenauer Wahlkreisbüros von Dilek Kolat (SPD) wird mit NPD-Aufklebern überklebt.

Die Senatorin informiert über Möglichkeiten zivilgesellschaftlichen Engagements für Flüchtlinge. In absehbarer Zeit wird das Rathaus Friedenau zur Flüchtlingsunterkunft. Ein Hilfsnetzwerk formiert sich im Stadtteil. Und dann diese Neonazi-Aufkleber über wichtigen Infos und Telefon- und Internetadressen.

„Da rollt was auf uns zu“, sagt Lars Rauchfuß, weswegen der Vorsitzende der Initiative „Stolpersteine an der B96. Gedenken in Berlin Tempelhof-Schöneberg“ zu einer Diskussion über Eskalation rechter Gewalt und was dagegen getan werden kann, eingeladen hat.

Rauchfuß hat vor allem die gesamtdeutsche Lage im Blick – kaum eine Nacht, in der nicht Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge angezündet werden – aber selbstverständlich auch Berlin und den Bezirk Tempelhof-Schöneberg. „Die Situation ist bedrohlich“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert über Anfeindungen gegen Flüchtlinge und Attacken auf freiwillige Helfer und Aktive in Gedenkvereinen, etwa der Friedenauer Stolperstein-Initiative Stierstraße. Der „Alltagsrassismus“ platze plötzlich aus der Fassade, so der Vorsitzende der SPD Mariendorf.

Was also ist zu tun? Um Antworten auf diese Frage zu finden, ist der Experte Sebastian Wehrhahn von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) eingeladen. Die MBR ist eines der Leitprojekte des Berliner Landesprogramms gegen Rechtsextremismus. Sie berät Menschen, die mit Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus konfrontiert sind, und Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung in den Bezirken.

In Berlin gebe es noch keine Brandanschläge „in Serie“, sagt Wehrhahn. „Aber eine Eskalation dorthin ist spürbar.“ Die Zahl rechter Kundgebungen nehme zu, zum Beispiel die Montagsdemonstrationen von Bärgida vor dem Hauptbahnhof. Die Teilnehmerzahl sei mit rund 120 bis 140 Personen allerdings weit entfernt von denen von Pegida in Dresden mit 7000 Teilnehmenden. Was die Lage „brandgefährlich“ mache: „Immer weniger Menschen stellen sich dagegen.“ Das Internet trage seinen Teil zur Verbreitung rassistischen Gedankenguts bei. „Es ist anonym und hat eine große Reichweite. Es hat die Grenze des Sagbaren erweitert“, so der Experte.

Reach-Out, die Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Berlin, hat Zahlen für 2014 vorgelegt. In Tempelhof wurden vier Fälle gemeldet, in Schöneberg zehn. Während es sich in Schöneberg nahezu ausschließlich um Übergriffe gegen Schwule handelt, sind die Taten in Tempelhof rassistisch motiviert.

Die Empfehlung des MBR-Experten lautet: Jeder Einzelne muss in seinem persönlichen Umfeld rassistischen Meinungen widersprechen, in der Freizeit, am Arbeitsplatz, in Schule oder Universität. Die Zilivgesellschaft ist aufgerufen, Verantwortung für Straßen und Plätze zu übernehmen. Der öffentliche Raum sei kein neutraler Raum. Und an die SPD gerichtet: Um die soziale Frage müsse sozial gekämpft werden. Der Berliner SPD-Abgeordnete Frank Zimmermann, in dessen Mariendorfer Bürgerbüro die Diskussion stattfand, mahnte, Flüchtlinge seien eine Bereicherung für Deutschland. „Migration bringt Wachstum.“ Berlin habe derzeit ein „logistisches Problem“. Man werde es aber langfristig und „mit Anstrengung“ schaffen. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 672× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.340× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.441× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.344× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.