Neubau im Park: Anwohnerinitiative protestiert gegen Baupläne der Heinrich-Böll-Stiftung
Mitte. Seit 2008 arbeitet die den Grünen nahe stehende politische Heinrich-Böll-Stiftung in dem markanten Bürohaus mit Konferenzzentrum an der Albrechtstraße 1. Das Gebäude wurde nach massiven Protesten auf einem ehemaligen Botschaftsparkplatz gebaut. Jetzt will die Böll-Stiftung einen weiteren Neubau errichten - möglicherweise in der Grünanlage an der Rheinhardtstraße.
„Rettet den Max-Reinhardt-Park“ nennt sich eine im September gegründete Anwohnerinitiative, die einen weiteren Neubau in der Grünanlage zwischen Rheinhardtstraße, Albrechtstraße und Schumannstraße verhindern will. Eine entsprechende Onlinepetition gegen die Bebauungspläne haben bisher knapp 400 Unterstützer unterzeichnet. Protestbriefe gingen auch an das Bezirksamt.
Es gibt zwar keinen offiziellen Reinhardt-Park, aber Pläne der Stiftung für einen weiteren Neubau neben dem bisherigen Böll-Bau. Böll-Sprecher Michael Alvarez Kalverkamp wiegelt ab und sagt, dass alles nur Überlegungen seien und es keine konkreten Pläne gebe.
Fakt ist, dass die Böll-Zentrale aus allen Nähten platzt; der gläserne Saal in der Beletage ist mit mehr als 700 öffentlichen Veranstaltungen im Jahr ausgebucht. Unter dem Titel Boell.LAB sucht die Stiftung nach Erweiterungsmöglichkeiten. Neben einem Neubau werden auch andere Optionen wie Anmietungen geprüft, so Alvaraez. Details dazu wollte er nicht nennen. „An welchem Ort in Berlin und unter welchen Rahmenbedingungen das Vorhaben realisiert wird, ist noch offen. Es existieren keinerlei konkrete Pläne oder Entscheidungsprozesse oder gar begonnene Verfahren“, heißt es auf der Böll-Website.
Allerdings gibt es seit einem Jahr sehr konkrete Ideen, wie der Neubau aussehen und wo er stehen könnte. Architekturstudenten der Technischen Universität (TU) Berlin hatten 2016 in einem Ideenwettbewerb Entwürfe entwickelt. Die Neubauideen, alle nachzulesen in einer 73-seitigen Broschüre, stehen alle direkt neben dem Böll-Glaspalast an der Reinhardtstraße. Die Entwürfe tragen Namen wie Böll-Box oder Leuchtturm und ragen wie letzterer zehn Etagen in den Himmel.
Michael Alvarez versteht die Aufregung nicht und betont, dass die Stiftung in engem Kontakt mit allen Nachbarn stehe. Behauptungen der Bürgerinitiative, „die betroffenen Anwohner nicht einbezogen“ zu haben, weist Alvarez zurück. „Wir haben die Nachbarn schon früh vom Erweiterungsbedarf in Kenntnis gesetzt, auch der Ideenwettbewerb war öffentlich und die Entwürfe wurden im Sommer 2016 sechs Wochen lang im Stiftungsgebäude präsentiert“, sagt der Sprecher. Dass für einem möglichen Neubau 21 Bäume gefällt werden müssen, wie die BI auf der Website behauptet, ist für Michael Alvarez Kalverkamp „völlig aus der Luft gegriffen.“ Auf der 350 Quadratmeter großen, potenziellen Erweiterungsfläche – derzeit mit alten DDR-Betonplatten vom früheren Botschaftsparkplatz versiegelt – stehen gar keine Bäume.
Die erneuten Diskussionen um einen Neubau inmitten einer Grünanlage sind brisant, weil die Öko-Stiftung schon vor Jahren damit in Kritik geraten ist. Ursprünglich wollte die Böll-Stiftung seinerzeit von den Hackeschen Höfen in die Oranienburger Straße 18 ziehen. Im Krausnigkpark genannten Innenhof wollten die Grünen einen Anbau errichten und dafür zwei alte Bäume fällen. Nach massiven Anwohnerprotesten hatten die Bezirksverordneten im Sommer 2005 die Böll-Pläne gekippt.
Heftig umstritten waren danach auch die Neubaupläne im Park am Deutschen Theater an der Albrechtstraße. Der Bezirk hatte darauf aber keinen Einfluss. Die zu DDR-Zeiten als Botschafts-Parkplatz genutzte Grünfläche gehörte dem Bund, der sie an die Stiftung verkauft hat. Das Land Berlin hätte damals die Fläche kaufen müssen, um sie als Grünfläche zu erhalten. Dafür war kein Geld da. 2008 wurde der Böll-Neubau gegenüber dem Deutschen Theater eröffnet.
Zu den jetzigen Zeitplänen will die Stiftung nichts sagen. Laut Alvarez stünden für das Erweiterungsprojekt „wenige Millionen Euro“ zur Verfügung. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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