Charlottenburg. Friedrich der Große hatte ungeachtet anderslautender Legenden einen ausgesprochenen Hang zum Luxus. Neu erschlossene Dokumente zeigen, was sich der König von Preußen seinen exquisiten Lebensstil kosten ließ.
Vor zwei Jahren hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg gemeinsam mit dem Geheimen Staatsarchiv zu Berlin Preußischer Kulturbesitz die Schatullrechnungen des Königs digital erschlossen und unter der Internetadresse www.perspektivia.net veröffentlicht. Jetzt können dort weitere, von dem Archivar Ralf Zimmer bearbeitete Dokumente über die privaten Ausgaben des Monarchen betrachtet werden. In dem sogenannten Journal hatte der Hofstaatsrentmeister Johann August Buchholz am Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) und danach alles Wichtige über die Herkunft und die Verwendung der königlichen Finanzen notiert. Die Einträge waren so geheim, dass nicht einmal der Geheime Kämmerer und Intimus des Königs Michael Daniel Fredersdorf von ihnen wusste.
Die Analyse zeigt, dass sich der königliche Feinschmecker und Sammler den Kauf von Kirschen für drei Reichstaler pro Stück und viele tausend Reichstaler für den Erwerb von Porzellan und Gemälden kosten ließ. Nach außen hin tat Friedrich II. allerdings so, als sei er arm wie eine Kirchenmaus, und er ließ dies auch in rüder Weise etwa arme Soldatenwitwen wissen, wenn sie ihn um ein paar Taler Unterstützung baten.
Hochgeheim war neben dem Journal auch des Königs "Rote Schatulle" oder, wie er schrieb, der "rohte Casten", in dem Bargeld aufbewahrt wurde. Ralf Zimmer spricht von einem Fonds, der dem König zur unmittelbaren Verfügung stand, etwa wenn er die brillantenbesetzten und mit Porträts geschmückten Tabatièren kaufte und damit eines seiner teuren Hobbys pflegte. Der König hatte mehrere dieser etliche tausend Taler teuren Exemplare aus purem Gold bei sich und verschenkte sie, randvoll mit Münzen gefüllt, an Familienangehörige, fremde Potentaten und verdienstvolle Staatsdiener.
"Unsere Untersuchungen ergaben, dass der König wesentlich umfangreichere Gelder für persönliche Anschaffungen aufwandte, als es die vor zwei Jahren veröffentlichten Schatullrechnungen suggerieren", erklärt Archivar Ralf Zimmer die Bedeutung seiner nun auch im Internet vorgestellten Recherchen.
Helmut Caspar / HC
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