Hamberger Großmarkt: Betonklotz in der Kritik

Keine schöne Aussicht für die Anwohner der Siemensstraße. Sie blicken auf die Betonwand eines Großmarktes. | Foto: KEN
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Moabit. "Wie die Berliner Mauer". Der Vergleich kommt jedem schnell, der von der Wald- oder der Emdener Straße in die Siemensstraße einbiegt. Nun gerät die Betonwand in Kritik.

Die 210 Meter lange und gut 11,3 Meter hohe Betonwand gehört zu dem in Bau befindlichen Hamberger Großmarkt für Gastronomie und Handel. Mehr als 55.000 Artikel mit Schwerpunkt italienische und asiatische Küche sollen hier künftig in der 14.700 Quadratmeter messenden Markthalle, so groß wie zwei Fußballfelder, verkauft werden. Für Hamberger-Geschäftsführer Oliver Titius ist Moabit der "ideale innerstädtische Standort".

Im Westen soll sich an die Markthalle ein 5.500 Quadratmeter großer überdachter Parkplatz mit 310 Stellplätzen und ein 600 Quadratmeter großes Leergutlager anschließen, im Osten grenzt eine vier Meter hohe Betonwand an den Moabiter Stadtgarten.

Für die Akteure der Bürgerinitiative (BI) Siemensstraße ist das graue Monstrum ein Graus und das nicht nur aus ästhetischen Gründen oder weil sie befürchten, dass hier so etwas wie ein Metro-Markt entstehen könnte.

Die BI vermutet eine Kungelei von Politikern mit dem Investor aus München. Es seien nicht nur der Berliner Umweltatlas, der 1992 für die wiedervereinte Stadt aufgestellte Flächennutzungsplan und das Baugesetzbuch missachtet worden, das höchstens eine 85-prozentige Bebauung eines Grundstücks zulässt und nicht 97 Prozent wie an der Siemensstraße. "Bürgerrechte werden durch Trickserei eliminiert", sagt ein BI-Mitglied, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Ein Bürgerrecht wäre beispielsweise eine Normenkontrollklage gegen das Vorhaben vor dem Oberverwaltungsgericht. Die sei aber nicht möglich, weil der damalige Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) 2011 zwar die Baugenehmigung erteilt hat, der Bebauungsplan aber vom Bezirksamt bis heute nicht festgesetzt worden ist. Der Grund: Das Eisenbahnbundesamt hat die Bahnnutzung für einen Streifen auf dem Gelände, der für ein Abflussrohr der Bahn gebraucht wird, noch nicht aufgehoben.

Ein anderes Mitglied der Bürgerinitiative Siemensstraße stellt klar: "Das Gebäude ist im Prinzip ein Schwarzbau." Er führt noch Änderungen im Bauplan an, die Hamberger im vergangenen Jahr beantragt hat, aber noch nicht genehmigt worden sind. Trotzdem wurden sie schon umgesetzt.

Die großen Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung halten es weitgehend mit Baustadtrat Carsten Spallek (CDU): Der Bau des Großmarktes ist legal. Obwohl nicht alle dem Projekt zugestimmt haben. Stadtentwicklungsausschussvorsitzender mit Namen Frank Bertermann von den Bündnisgrünen - sie waren dagegen - vergleicht die Sachlage mit dem Schultheiß-Areal. "Juristisch zulässig", sagt der CDU-Fraktionschef Thorsten Reschke. Seine Partei stimmte dem Bauvorhaben seinerzeit zu, weil nur so auch die Umgehungsstraße, wie die Erna-Samuel-Straße und der Moabiter Stadtgarten zu verwirklichen gewesen sein sollen.

Die SPD hat gleichfalls dem Bau zugestimmt, wie ihr stadtentwicklungspolitischer Sprecher, Sascha Schug, bestätigt hatte. Von einer Rechtmäßigkeit des Großmarktes geht Schug aus, das sei jedoch "baurechtlich kompliziert".

Festsetzen lassen will Stadtrat Spallek den Bebauungsplan vor oder kurz nach der Sommerpause - wenn denn bis dahin das Eisenbahnbundesamt endlich die restlichen Bahnflächen freigegeben hat. Dass das noch immer nicht geschehen ist, findet Thorsten Reschke "äußerst ärgerlich".

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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