Stadtteilplenum fordert Eigentümer auf, die Kündigung des "Gästehauses" zurückzunehmen
Moabit. „Wir sollen durch Flüchtlinge ausgetauscht werden, weil das lukrativer ist“, mutmaßt Frank S. (Name von der Redaktion geändert). Er schilderte als Betroffener im Stadtteilplenum Moabit-West die Situation der 33 Männer, die ab 1. Februar womöglich erneut obdachlos sind.
Ob es einen Aufschub der ausgesprochenen Kündigung geben und ob der Senat für sie nicht eine angemessene, alternative Unterkunft beschaffen könnte, will Frank S. wissen. In der Einrichtung „Gästehaus Moabit“ in der Berlichingenstraße 12 bringt der Bezirk seit vielen Jahren wohnungslose Menschen unter. Im November dann überraschend das Aus. Die Eigentümer des Hauses, eine Erbengemeinschaft, kündigten durch ihre Hausverwaltung, die Berolina Grundbesitz GmbH, dem Betreiber der Wohnungslosenunterkunft den Mietvertrag. Das „Gästehaus Moabit“ musste daraufhin seinen Bewohnern zum 31. Januar kündigen. Ihnen droht nun erneut die Obdachlosigkeit.
Neuer Mieter soll eine Gesellschaft werden, die die Berlichingenstraße 12 zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktionieren will. „Es kann nicht sein, dass Wohnraum zur Ware verkommt und Menschen in unserer Gesellschaft gegeneinander ausgespielt werden“, sagt Stephan „Steve“ Rauhut, Pfarrer und Vorstandsmitglied im Verein „Refo Moabit. Kirche im Kiez“. Er und seine Mitstreiter wollen einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und die Senatoren schreiben. Der Senat soll die Sache zur „Chefsache" machen. „Wir wollen erreichen, dass die 33 Männer unbefristet in der Berlichingenstraße wohnen bleiben können“, sagt Rauhut.
Das Stadtteilplenum hat sich am 19. Januar auf einen Aufruf geeinigt. Er richtet sich an die Hauseigentümer, deren Verwaltung und an den neuen Mieter. „Nehmen Sie die Kündigung zurück und erhalten Sie den Wohnraum für die Menschen, die der Obdachlosigkeit entkommen sind“, heißt es an einer Stelle in dem Schreiben.
Auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat sich jüngst auf Betreiben der SPD mit dem Thema beschäftigt. Kiezakteure und Betroffenen verliehen dabei ihrem Anliegen noch einmal Nachdruck und demonstrierten am 21. Januar vor dem Rathaus Mitte, in dem die BVV tagte. Laut Sozialstadtrat Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen) habe das Bezirksamt bisher vergeblich nach einer Lösung gesucht. Man werde aber dafür sorgen, dass die jetzigen Bewohner des Gästehauses nicht ab Anfang Februar obdachlos werden. "Nur das Wie steht leider noch nicht fest", so von Dassel. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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