Eigentümer kündigt therapeutischem Wohnverbund für Frauen die Räume

Moabit. Der Verein "Projekt Wohnen" (Prowo) ist gegen die Kündigung der Räume seines therapeutischen Wohnverbundes "Die Zwiebel" vor Gericht gegangen. Umsonst.

Das Landgericht Berlin gab dem Hauseigentümer recht und bestätigte in seinem Urteil vom 29. Januar dessen Räumungsklage. "Wir müssen bis Ende März raus", sagt Prowo-Pressesprecher Stefan Lutz. Bisher wurde kein anderer Standort für den Wohnverbund gefunden. "Es ist Schicht im Schacht", so Lutz. "Wir werden die Einrichtung schließen müssen." Allerdings werde der Rechtsanwalt des Vereins noch die Berufungsmöglichkeiten gegen das Urteil prüfen.

Prowo betreut in der Stephanstraße 52 suchtkranke Frauen mit psychischen Problemen. Im Sommer 2014 hatte der neue Hauseigentümer die Räume zum Jahresende gekündigt. Es liege gar kein Vertrag über Wohnraum, sondern ein jederzeit kündbarer Gewerbemietvertrag vor, argumentierte er. Eine Gesellschaft könne einen Wohnungsmietvertrag gar nicht abschließen. Eine Räumungsklage folgte. Dagegen hatte sich Prowo gerichtlich gewehrt.

"Durch die Kündigung sind die in der ,Zwiebel‘ betreuten Frauen akut von Wohnungslosigkeit bedroht", so Prowo-Geschäftsführer Helmut Elle. Schutzbedürftige Menschen dürften nicht verdrängt werden.

Rückhalt in der Politik

Von der Mietensteigerung und Verdrängung seien zunehmend auch gemeinnützige Träger betroffen, heißt es beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin. "Die Zwiebel" sei ein aktuelles Beispiel unter vielen. Viel Rückhalt im Kampf um den Standort erhielt Prowo auch von der Politik. Die Bezirksverordnetenversammlung hatte am 22. Januar einem Dringlichkeitsantrag der SPD zugestimmt und das Bezirksamt zu Vermittlungsgesprächen aufgefordert. "Wir appellieren an den Vermieter, sein soziales Herz sprechen zu lassen", so die SPD-Fraktionsvorsitzende Martina Matischok. Es ist anders gekommen. "Dieses Urteil öffnet Vermietern Tür und Tor, die Einrichtungen wie unsere loswerden wollen", kritisiert Stefan Lutz. Die Politiker müssen sich jetzt fragen lassen, wie sie die Stadt- und Kiezpolitik künftig gestalten wollen.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 386× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.106× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.159× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.