Ein neuer Park für den Schillerkiez: Namensgeberin ist Anita Berber / Großes Freilaufgebiet für Hunde

Kamen im Stil Anita Berbers: Claudia Jakobshagen (l.) und Silvia Schmid, Schauspielerinnen und Tänzerinnen von der "Kleinen Nachtrevue". | Foto: Schilp
  • Kamen im Stil Anita Berbers: Claudia Jakobshagen (l.) und Silvia Schmid, Schauspielerinnen und Tänzerinnen von der "Kleinen Nachtrevue".
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Neukölln. Schon lange gehen die Bewohner des Schillerkiezes dort spazieren, aber jetzt ist es legal: Am 10. Juli wurde der Park auf dem ehemaligen St.-Thomas-Friedhof, Hermannstraße 79, eröffnet. Er trägt den Namen der legendären Tänzerin Anita Berber.

Die rund 66 000 Quadratmeter große Grünfläche liegt in der ehemaligen Einflugschneise des alten Flughafens Tempelhof. Sie erstreckt sich zu beiden Seiten der alten Platanenallee, die von der Hermannstraße zum Tempelhofer Feld führt. Bestattungen gab es hier bis 1986, vor zwei Jahren wurde der Friedhof entwidmet.

Die Finanzierung des naturnahen Parks war eine Gemeinschaftsaufgabe. Zwei Millionen Euro für den Grundstückskauf hat der Bund zur Verfügung gestellt – als Grünausgleich für den Bau der Stadtautobahn A 100. Das Land Berlin hat die Planungskosten getragen. Geld für Parkbänke und Spielgeräte, rund 65 000 Euro, hat das Quartiersmanagement Schillerpromenade aus dem „Programm Soziale Stadt“ beigesteuert.

Ohne Eingriff des Menschen hat sich auf der Grünfläche in den vergangenen Jahrzehnten eine große Artenvielfalt entwickelt. Hier brüten rund 20 Vogelarten, darunter Rotkelchen, Nachtigall, Zaunkönig, Buntspecht und Gartenbaumläufer. Auch Habichte und Waldohreulen wurden schon gesichtet. Dazu kommen viele wertvolle Stauden, Sträucher und blütenreiche Wiesen. Die Sternhyazinthen sind im Frühjahr die ersten Nektarquellen für Bienen. „Dieser Park soll Erholungsraum für Menschen und Lebensraum für Pflanzen und Tiere sein“, sagte Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos) bei ihrer Eröffnungsrede.

Apropos Tiere: Auf etwa einem Drittel der Grünfläche dürfen Hunde ohne Leine umhertollen. „Ich hoffe, dass sich die Halter daran halten und ihre Tiere nur dort frei laufen lassen, wo es erlaubt ist“, so Quartiersmanager Gunnar Zerowsky. Das Ganze sei ein Modellversuch, nach einem Jahr werde er ausgewertet.

Das Quartiersmanagement hat von Anfang an die Anlage des Parks begleitet. Es gab Bürgerbeteiligungen, auch in Sachen Namensfindung. Mehr als 90 Vorschläge gingen ein, darunter etliche für Anita Berber. „Es erfreut mich, dass der Senat sich dafür entschieden hat“, sagt Zerowsky.

Anita Berber, Tänzerin und Schauspielerin, wurde 1928 auf dem St.-Thomas-Friedhof begraben. Sie wurde nur 29 Jahre alt und starb an Tuberkulose, nicht an ihrem übermäßigen Alkohol- und Kokainkonsum. In ihrem kurzen Leben sorgte sie für viele Skandale. So trat sie völlig unbekleidet auf, „aber nicht um nackt zu sein, sondern um schwere Themen zu tanzen“, erklärt die Schauspielerin Sylvia Schmid. Für dieses Ansinnen war das Publikum aber oft unempfänglich, was die Künstlerin sehr erboste. Grölte mal wieder jemand, kaum dass sie die Bühne betreten hatte: „Ausziehen, ausziehen!“, konnte es passieren, dass sie ihm kurzerhand eine Sektflasche über den Schädel zog.

Anita Berber war als Hutmodell eine Stilikone ihrer Zeit. Sie trug noch vor Marlene Dietrich Hosenanzug und Smoking und wurde von Otto Dix auf einem weltberühmten Gemälde im enganliegenden roten Kleid verewigt. Und nicht zuletzt: Sie liebte Gärten. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 636× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.309× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 967× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.411× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.310× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.