Erinnerung an den „schrägen Otto“: Bert Beel verschenkt Klavier und Bar an Senioreneinrichtung

Bert Beel am Klavier, über dem das Konterfei von Fritz Schulz-Reichel hängt. | Foto: Schilp
2Bilder
  • Bert Beel am Klavier, über dem das Konterfei von Fritz Schulz-Reichel hängt.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Neukölln. Ein ganz besonderes Geschenk hat der Sänger und Entertainer Bert Beel dem Verein „MoRo Seniorenwohnanlagen“ gemacht: Das Klavier und die Bar von Fritz Schulz-Reichel, auch bekannt als "Der schräge Otto“, schmückt nun den Veranstaltungsraum in der Rollbergstraße 21.

Viele der Besucher der Einrichtung erinnern sich gut an ihn: Fritz Schulz-Reichel (1912–1990) war ein berühmter Jazz-Pianist und Komponist. Er arbeitete mit zahllosen Berühmtheiten wie Marika Rökk, Helmut Zacharias und Lale Andersen und war Klaviersolist bei etlichen Fernseh- und Rundfunkstationen. Zu seinen berühmtesten Stücken zählt „Im Café de la Paix“. Auch der Frank-Sinatra-Song „It worries me“ stammt aus seiner Feder.

Richtig populär wurde Fritz Schulz-Reichel 1952 als „Der schräge Otto“. Er spielte bekannte Evergreens in einem Ragtime ähnlichen Rhythmus auf einem leicht verstimmten Klavier. So entstand sein typischer, eben „schräger“ Sound, der sogar in den USA ankam. Dort kannte man ihn unter „Crazy Otto“, und mit seiner gleichnamigen Platte stand er 1955 auf Platz eins der Charts. Das war vor ihm noch keinem Deutschen gelungen.

Regelmäßiger Gast

Bert Beel hat den Künstler Anfang der 1980er-Jahre kennengelernt. Er begrüßte ihn häufig bei seinem Künstlerstammtisch und war selbst regelmäßig Gast beim Ehepaar Schulz-Reichel. Sein letztes Stück habe Fritz für ihn komponiert, so Beel. „Er saß schon im Rollstuhl, konnte nicht mehr Klavier spielen und nur mit Mühe den Stift halten, um die Noten zu notieren.“ Beel schrieb einen Text zur Melodie und nahm den fertigen Song „Träumen von dir“ – wie auch andere Stücke von Schulz-Reichel – in sein Repertoire auf.

„Schon damals hatte ich den Wunsch, das Klavier und die Bar einmal zu erben. Nicht für mich selbst, ich wollte dafür sorgen, dass die Dinge erhalten bleiben“, erzählt der Entertainer. Nach dem Tode Gisela Schulz-Reichels gingen sie kürzlich tatsächlich in seinen Besitz über.

50er-Jahre-Design

Zur Wohnanlage an der Rollbergstraße hat Beel Kontekt, weil dort seine Schwester lebt. „Ich war froh und glücklich, dass es hier einen guten Platz für die Sachen gab“, sagt er. Die gut erhaltene Bar mitsamt Theke, Regalen, Hockern, Shaker und Gläsern ist übrigens ein Musterbeispiel des 1950er-Jahre-Designs. Und es gibt viel zu sehen: einen Original-Bembel vom „Blauen Bock“, ein goldenes Grammphon für eine Million verkaufte Polydor-Langspielplatten, Autogramme mit persönlichen Widmungen und Fotos, die Fritz Schulz-Reichel mit prominenten Freunden und Bekannten zeigen. Nicht nur Musiker, auch viele Schauspieler sind darunter, die Erinnerungen wachwerden lassen: Grete Weiser, Georg Thomalla, Rudolf Platte, Willy Birgel und, und, und.

Die Geschenke in Ehren halten wird der Verein „MoRo“. Vor einigen Jahren von Sylvia-Fee Wadehn gegründet, bietet er den Senioren, die in den 108 Wohnungen der Anlage leben, kostenlose Dienstleistungen wie Behördengänge und Einkaufsbegleitung an. Außerdem gibt es jede Menge Veranstaltungen im Treffpunkt in der Rollbergstraße 21. Häufig ist das Haus auch offen für alle: So stehen mittwochs ab 15 Uhr Kuchen, Kaffee und Klönen auf dem Programm, donnerstags um 12 Uhr heißt es „Senioren kochen für den Kiez“, und sonnabends ab 9 Uhr wird gefrühstückt. sus

Mehr Informationen gibt es unter  46 99 84 80.
Bert Beel am Klavier, über dem das Konterfei von Fritz Schulz-Reichel hängt. | Foto: Schilp
Die Bar-Ecke mit Fotos und Autogrammen. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 647× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.322× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 976× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.421× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.318× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.