Musikhaus Bading wird wieder aufgebaut

"Det find ick dufte! Da hat sich doch unsere spontane Aktion jelohnt", sagte Leierkastenfrau Primel Paula (re), die mit Ingrid Biermann-Volke am 9. Januar zur Soli-Aktion vor dem Musikhaus aufgerufen hatte. | Foto: Klaus Teßmann
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Das Musikhaus Bading in der Karl-Marx-Straße soll wieder aufgebaut werden. Diese gute Nachricht überbrachte Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) den Bezirksverordneten auf der Versammlung am 24. Januar.

Nach Gesprächen mit der Familie Bading sagte die Bürgermeisterin, dass die Familie immer noch unter Schock stehe. Der Brand in der Silvesternacht war ein trauriges Ereignis. „Es ist eine der ältesten Traditionshandlungen der Stadt Berlin“, betonte Giffey. Die Familie habe sich jetzt entschieden, das Geschäft aus eigener Kraft wieder aufzubauen. „Wir wollen im Frühjahr 2019 gemeinsam das 100. Firmenjubiläum in der Karl-Marx-Straße feiern“, so Giffey. „Die Familie möchte keine Spendenaktion“, fügte sie hinzu. Aber die vielen Solidaritätsaktionen der Neuköllner hätten der Familie Mut gemacht.

Bei einem Gespräch Anfang Januar hatte die Bürgermeisterin bereits Unterstützung angeboten. „Das Bezirksamt steht an der Seite der Familie Bading. Wenn doch Unterstützung benötigt wird, bin ich gerne dazu bereit.“

Viele Neuköllner hatten in den ersten Januartagen kleine Zettel mit ganz persönlichen Botschaften an die Bretterwände am Musikhaus geheftet. Berliner Originale wie die Leierkastenspielerin Primel Paula und die Historikerin Ingrid Biermann-Volke bekundeten am 9. Januar ihre Solidarität mit Familie Bading. In der Silvesternacht war durch einen Brand ein Stück Neuköllner Tradition zerstört worden.

Die Polizei ermittelt wegen schwerer Brandstiftung. Betroffen waren die 94-jährige Brünhilde Schibille, Tochter des Firmengründers Erich Bading, Liane Bading, Schwiegertochter des Firmengründers und Dieter Götz, der seit 47 Jahren in dem Geschäft arbeitet.

Im April 1919 wurde die Musikalienhandlung in der Karl-Marx-Straße gegründet. Sie war lange Zeit die größte im Südwesten Berlins. Viele Kinder und Jugendliche haben sich in der Vergangenheit hier ihre ersten Noten oder Musikinstrumente gekauft. Im Geschäft gab es Vorführräume, eine Theaterkasse, eine Klavier- und Orgelabteilung, eine Schallplattenabteilung und vieles mehr. Das Haus ist in Familienbesitz und eines der letzten Beispiele für Neuköllner Stadtgeschichte.

Das Feuer in der Silvesternacht wurde durch Böller ausgelöst. Nach Angaben der Polizei hatte eine größere Gruppe von Menschen vor dem Haus randaliert, die Schaufensterscheiben eingeschlagen und Feuerwerkskörper in den Laden geworfen. Durch den Brand sind nicht nur die Schallplatten, Musikinstrumente und Noten vernichtet worden, sondern auch viele historische Plakate und Erinnerungsstücke an eine fast 100- jährige Firmengeschichte.

Am 1. April 1919 hatte Erich Otto Bading, der Vater der heute 94-jährigen Tochter Brünhilde Schibille das Geschäft eröffnet. In den Räumen gab es zunächst die neuesten Schellackplatten, später die Schallplatte aus Polyvinylchlorid. Der Firmengründer war eine Neuköllner Legende. Als er im Jahr 1952 starb, wollten Tausende Neuköllner in der Karl-Marx-Straße im Trauerzug Abschied nehmen.

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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