Reinhold Steinle bietet ab 29. April eine Stadtführung durch die Hasenheide an
Neukölln. Kaum jemand weiß, wie die Hasenheide im Laufe der Jahrhunderte genutzt wurde. Über die bewegte Geschichte des Parks, der Neuen Welt und über Turnvater Jahn weiß Reinhold Steinle auf seiner nagelneuen Tour viele interessante Details zu erzählen.
Sein neun Jahren kann man „das andere Neukölln“ mit Reinhold Steinle kennenlernen. Markenzeichen des gebürtigen Schwaben und gefühlten Berliners sind dabei stets seine braune Aktentasche, eine rote Gerbera und irgendeine kunterbunte Krawatte. Dabei zeigt er seinen Gästen immer, das es nicht nur ein Neukölln mit sozialen Brennpunkten gibt, in dem sich kriminelle Clans austoben, sondern auch eines, das idyllisch, menschlich, kunstvoll oder geschichtlich interessant sein kann.
Erstmals geht es mit Steinle am 29. April zur Hasenheide. Zuvor hat er sich dafür monatelang durch die Archive des Museums Neukölln und andere Quellen gelesen und dabei vieles gefunden, was er auf seinem Spaziergang anbringen kann. Der Titel „Hoch-Zeit in der Hasenheide. Erinnerung an eine große Zeit“, weist dabei schon klar in die Richtung, in die es geht. Denn hier tobte ab Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts das Leben. „Schon ab den 1850er-Jahren gab es viele Kneipen und Schausteller entlang der Hasenheide und ab 1880 eröffnete der Vergnügungspark Neue Welt“, erzählt Reinhold Steinle.
Zwei Kassenhäuschen gab es, wo die Bevölkerung, die vor allem sonntags von überall herkam, Eintritt zahlte. „Zu den Attraktionen zählten Varieté-Bühnen mit Künstlern und Artisten, ein Pavillon im indischen Stil, Militärkonzerte auf einem Orchesterpodium und riesige Feuerwerke“, sagt Steinle. Auch im 1904 erbauten Saal der Neuen Welt ging es hoch her. Neben vielen Veranstaltungen gab es bayerische Bockbierfeste mit Blasmusik. „Selbst die Zeitungen berichteten vom Bockbiertrubel in der Hasenheide, wo die Frau mit dem tiefsten Ausschnitt gekürt wurde oder der kleinste und schwerste Mann“, erzählt Steinle. Heute wird nur noch der obere Teil des Saals als Konzert- und Veranstaltungssaal genutzt.
Auch die Hasenheide wandelte sich stark. Um 1678 als Gehege zur Hasenjagd angelegt, beherbergte sie ab dem 19. Jahrhundert diverse Schießstände für das Militär. Vor dem Betreten der Grünanlage, das sich von der Urbanstraße bis ins Tempelhofer Feld erstreckte, warnten Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht, Lebensgefahr!“. Dennoch gründete Turnvater Friedrich Ludwig Jahn hier drei Turnplätze. Erst die Nazis gestalteten die Hasenheide zum Volkspark um.
Wer mehr wissen möchte, der sollte sich Herrn Steinle anschließen. Seine Führung beginnt um 14 Uhr vor dem Café Blume, Fontanestraße 32, dauert etwa zwei Stunden und kostet zehn, ermäßigt sieben Euro. SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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