Wo der Rollkrug stand: Viele Reisende kehrten in dem Gasthaus ein

Rechts der Rollkrug, im Hintergrund der Hermannplatz um die Jahrhunderwende. Die Häuserzeile links steht nicht mehr, sie musste Mitte der 1920er-Jahre dem Karstadt- und U-Bahnbau weichen. | Foto: wiki
6Bilder
  • Rechts der Rollkrug, im Hintergrund der Hermannplatz um die Jahrhunderwende. Die Häuserzeile links steht nicht mehr, sie musste Mitte der 1920er-Jahre dem Karstadt- und U-Bahnbau weichen.
  • Foto: wiki
  • hochgeladen von Susanne Schilp

An der Ecke Hermann- und Karl-Marx-Straße steht heute ein imposantes Geschäfts- und Bürohaus. Auf den ersten Blick erinnert nichts daran, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handelt: Mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang kehrten dort Reisende und Rixdorfer in den Rollkrug ein.

Ein Gemälde von Wilhelm Barth aus dem Jahre 1834 zeigt das Gasthaus inmitten von Wiesen. In der Ferne grüßen einige Kirchtürme aus Berlin, das am heutigen Kottbusser Tor begann. Vor dem Haus kreuzen sich zwei Wege – schmal, aber von großer Bedeutung.

Über die Hasenheide und über die heutige Karl-Marx-Straße führte damals schon seit langer Zeit die Poststraße nach Cottbus. Im Jahr 1712 wurde dann die Poststraße Berlin-Mittenwalde-Dresden eröffnet. Sie folgte dem Kottbusser Damm und der Hermannstraße, die damals allerdings noch ganz schlicht „Straße nach Britz“ hieß.

Der Rollkrug lag also an einem früheren Verkehrsknotenpunkt, am Fuße der Rollberge, einem eiszeitlichen Höhenzug. Gebaut wurde er um 1737, aber es gab Vorläufer. Verbürgt ist, dass dort bereits seit dem 16. Jahrhundert ein Gasthaus stand, wo die Reisenden einkehren, sich erfrischen und ihre Pferde wechseln konnten.

Nachbarn gab es keine, lange Zeit stand der Rollkrug hier ganz allein. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ging es in der Umgebung mit dem Bauen los, und ab 1854 verkehrte die erste Pferdebuslinie über den angrenzenden Platz, der damals eigentlich nur eine breitere Straße war.

Es lag nahe, den Platz nach dem ältesten und bekanntesten Gebäude zu taufen, also „Platz am Rollkrug“. Erst 1885 erhielt er seinen heutigen Namen: Hermannplatz.

Im Jahre 1907 war die Wirtschaft dann längst von hohen Gebäuden umgeben und wirkte wie aus der Zeit gefallen. Sie wurde abgerissen und machte Platz für den neuen Bau, der heute unter Denkmalschutz steht.

Aber jeder, der genau hinschaut, findet schließlich doch etwas, das an die Historie erinnert: Über dem Portal an der Hermannstraße prangt ein gemauertes Emblem mit der Inschrift „Rollkrug“, darunter ein Mann, der ein Pferd füttert.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 537× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 823× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 802× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.183× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.