Zehn tolle Jahre sind vorbei: Kunstverein Neukölln muss seine Ausstellungsräume in der Thomasstraße 27 verlassen
Neukölln. Im Jahr 2005 ist der Kunstverein Neukölln eingezogen. Seitdem gab es im kunstraum t27, benannt nach der Adresse Thomasstraße 27, mehr als 400 Künstler in 108 Ausstellungen zu erleben. Die schlechte Nachricht: Ende des Monats ist hier Schluss. Die gute: Von November an geht es in der Mainzer Straße 42 weiter.
Es ist schon beeindruckend, wie viele Bilder, Skulpturen und Installationen in den beiden Ausstellungsräumen in der Thomasstraße 27 hingen oder standen. Davon zeugen sagenhaft viele bunte Klebestreifen, die sämtliche Ausstellungssituationen der vergangenen zehn Jahre in Schichten und Überlagerungen sichtbar machen.
Am 2. Oktober wurde die letzte Ausstellung eröffnet; sie trägt den Titel „Genius loci (lateinisch für Geist des Ortes) – Rekonstruktion eines Raumes“. Im hinteren Zimmer präsentiert der Kunstverein dazu noch einmal alle Flyer der 108 Ausstellungen sowie den biografischen Werdegang einiger Künstler und ihrer hier ausgestellten Werke. Eine gesonderte Biografie über den kunstraum t27 liegt ebenfalls zur Einsicht aus. „Mit der Ausstellung ehren wir nicht nur die Künstler, sondern auch die Räume selbst“, sagt Martin Steffens vom Vorstand des Kunstvereins. „Es hat viel Spaß gemacht, sich zu vergegenwärtigen, was alles hier war. Und es waren zehn tolle Jahre.“ In seinen Worten klingt Wehmut mit.
Die Privatbesitzer des Gebäudes haben dem Verein gekündigt. Offenbar wollen sie das Haus in Eigentumswohnungen aufteilen und verkaufen. Im Sommer gingen die Kunstfreunde deshalb auf die Suche nach einer neuen Bleibe. In der Mainzer Straße 42 (Ecke Flughafenstraße) wurden sie fündig. Der neue Vermieter ist das Wohnungsunternehmen Stadt und Land. Für Ausstellungen steht allerdings künftig statt bisher 120 Quadratmeter nur noch halb so viel Platz zur Verfügung.
„Wir sehen das auch positiv und versuchen, kreativ damit umzugehen. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass wir unsere Formate ändern“, erklärt Susann Kramer, ebenfalls im Vereinsvorstand. Die Mainzer Straße wird zum Basislager, größere Gruppenausstellungen wird es dann bei befreundeten Institutionen oder in Zwischennutzungsobjekten geben.
Vor der ersten Ausstellung in der Mainzer Straße, die Ende November geplant ist, wird der Auszug aus der Thomasstraße gebührend gefeiert. Vom 23. bis 25. Oktober gibt es einen dreitägigen Schlussakt mit Konzert- und Veranstaltungsprogramm sowie eine Podiumsdiskussion, Thema „Raum für die Kunst in Berlin-Neukölln“. Dazu sagt Martin Steffens: „Eine Verdrängung der Kunstszene aus Neukölln findet statt, es trifft nicht nur unsere Räume.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.