Anlaufstelle für Fahrrad-Schrauber: Verein "Rückwind" öffnet freitags seine Werkstatt / weitere Helfer gesucht
Neukölln. Hilfe zur Selbsthilfe: Der Verein „Rückenwind“ öffnet seit Kurzem seine Werkstatt an der Lenaustraße 3 am Freitagnachmittag für alle, die ihr Fahrrad reparieren möchten.
Bisher war der Verein ausschließlich für geflüchtete Menschen da – und das ist immer noch seine Hauptaufgabe. Die Mitstreiter sammeln seit zweieinhalb Jahren Fahrräder, machen sie flott und verschenken sie an Asylsuchende. Rund ein Dutzend fahrbare Untersätze sind es pro Woche. Die Nachfrage ist groß, momentan beträgt die Wartezeit rund zwei Monate.
Es gibt aber auch Flüchtlinge, die regelmäßig in die Werkstatt kommen und inzwischen so gut im Schrauben sind, dass sie andere anleiten können. Einer von ihnen ist Siamat, ein junger Iraner. Seit einem halben Jahr wird er sogar vom Bundesfreiwilligendienst für seine Arbeit bei Rückenwind unterstützt. Zwar bekommt er dafür nur geringfügig mehr Geld als er vom Amt erhalten würde, aber es sei für ihn „ein tolles Gefühl in der Position zu sein, anderen Menschen helfen zu können“, sagt er.
So ist er freitags von 16 bis 20 Uhr vor Ort, wenn die Werkstatt zum Reparieren einlädt. Die Resonanz auf das Angebot sei sehr gut, erzählt Vereinsmitglied Lukas Heidenreich nach den ersten beiden Öffnungstagen. Gehe es so weiter, würden die Zeiten auf donnerstags und sonnabends ausgeweitet. Platz ist im Augenblick kein Problem, weil bei gutem Wetter auch auf dem Hof gebastelt werden kann.
Spende erbeten
Ganz kostenlos ist das Angebot nicht: Für die Nutzung des Werkzeugs und von gebrauchten Teilen werden die Besucher um eine Spende gebeten, für Neuteile gibt es festgelegte Preise. „Die sind aber immer noch günstiger als anderswo“, sagt Heidenreich.
Natürlich wolle der Verein mit der offenen Werkstatt ein wenig Geld einnehmen, aber ihm gefällt vor allem die Idee, Berliner und geflüchtete Menschen zusammenzubringen.
Weitere Helfer sind stets willkommen, Fahrradmechaniker begehrt. „Wir haben ein cooles Team, aber weil die meisten von uns Studenten sind, ist es auch ein Kommen und Gehen. Die einen müssen jobben, die anderen ziehen weg“, so Heidenreich. Beständigkeit ist also ein hohes Gut bei Rückenwind, selbst wenn jemand nur zwei, drei Stunden in der Woche Zeit hat.
Es muss aber nicht unbedingt handwerkliche Unterstützung sein: Wer einen Transporter hat, könnte ab und zu gespendete Fahrräder abholen und zur Lenaustraße bringen. Auch Verstärkung bei der Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien ist gern gesehen. Oder jemand, der Ausflüge organisiert. „Meistens holen die Geflüchteten ihr Fahrrad ab und kommen erst wieder, wenn etwas kaputt ist. Aber hier muss der Kontakt nicht enden, wir wollen die Community stärken. Radtouren wären eine gute Sache“, sagt Heidenreich.
Flüchtlinge, die ein Fahrrad haben möchte, sollten sich am besten über Facebook oder info@rueckenwind.berlin melden. Dort können sie ihren Wunsch hinterlassen und werden dann vom Verein verständigt, wenn das für sie passende Exemplar fertig ist. Auch Fahrradspenden sind immer willkommen, mit der Abholung kann es manchmal ein paar Wochen dauern. sus
Weitere Informationen gibt es auf www.rueckenwind.berlin.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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