Kein Alkohol für Kinder: "Kafka"-Teams wieder im Bezirk unterwegs
Neukölln. Der Verkauf von Alkohol an Minderjährige ist vom Gesetzgeber untersagt. Darauf weist auch das Jugendschutzgesetz hin, das bei jedem Händler ausgehängt sein muss. Nach wie vor halten sich aber manche nicht an die Vorschrift. Teams der „Kafka“-Initiative des Bezirks suchen jetzt wieder täglich Geschäfte auf, um mit den Verkäufern und Eigentümern zu sprechen.
Im letzten Jahr registrierte die Polizei in Berlin 2.058 alkoholisierte Kinder und Jugendliche, von denen über 300 eine Alkoholvergiftung hatten. Die "Arbeitsgemeinschaft Jugendschutz Neukölln" griff in den letzten Jahren durchschnittlich 48 alkoholisierte Jugendliche und Kinder zu Nachtstunden und an Wochenenden auf – in Kneipen, in der U-Bahn, in Grünanlagen, auf der Straße. Zahlen der Fachstelle für Suchtprävention belegen, dass es den ersten Alkohokonsum im Durchschnitt mit 14,8 Jahren gibt, den ersten Alkoholrausch mit 16. Vielen Minderjährigen wird es nur allzu leicht gemacht, sogar an harte Spirituosen zu kommen, obwohl dem Verkäufer ein hohes Bußgeld droht.
Auf Initiative der ehemaligen Gesundheitsstadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) wurde deshalb 2008 das Präventionsprojekt „Kafka“ (Kein Alkohol für Kinder Aktion) auf die Beine gestellt. Ihr Amtsnachfolger und Parteifreund Falko Liecke setzt das Projekt fort. „Bisher haben wir es geschafft, das Projekt mit verschiedenen Fördermaßnahmen des Jobcenters am Leben zu halten. Die Aufklärung in den Verkaufsstellen ist entscheidend. Denn jede Flasche Alkohol, die ein Kind trinkt, geht ja vorher durch die Hand eines Erwachsenen“, sagt Gesundheitsstadtrat Liecke.
Nach einer halbjährigen Pause ist das Kafka-Team des Trägers "Berliner Gesellschaft für Integration" nun wieder im ganzen Bezirk unterwegs. Zu zweit oder zu dritt suchen die Mitarbeiter jeden Tag Alkohol-Verkaufsstellen auf.
"Wir überprüfen, ob das Jugendschutzgesetz in seiner aktueller Version gut sichtbar ausgehängt ist und klären das Personal über das Thema auf“, erzählt Andreas Kutkat, der mit seinem Kollegen Jürgen Seidel unterwegs ist.
In einem Kiosk gleich gegenüber vom Rathaus vermissen beide das Jugendschutzgesetz. Die Angestellte versichert, sie werde den Chef benachrichtigen. Aber Alkohol verkaufe sie grundsätzlich nicht an Kinder; sie lasse sich immer einen Ausweis zeigen. Einen Aufkleber, mit dem der Händler seine Unterstützung der Kampagne signalisiert, nimmt sie gern entgegen. Die beiden Kafka-Mitarbeiter sind zufrieden. Andreas Kutkat: „Der Job macht uns Spaß, denn wir können uns mit unserer Aufgabe identifizieren.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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