Kieztreff ist nun Mehrgenerationenhaus: Mehr Angebote für ältere Menschen
Seit vier Jahren gibt es den Nachbarschaftstreff Schillerkiez an der Mahlower Straße 27. Und auch wenn es viele gar nicht merken: Ein Wandel ist im Gange. Denn die Einrichtung firmiert nun als „Mehrgenerationenhaus“.
In den beiden hellen Erdgeschossräumen ist fast immer etwas los. Eine Frauengruppe macht Yoga, es gibt einen philosophischen und einen literarischen Zirkel, auch die Mitstreiter vom Allmende-Kontor, die einen Gemeinschaftsgarten auf dem Tempelhofer Flugfeld betreiben, treffen sich hier. Ebenso die Ehrenamtlichen, die sich um die Bücherbox auf dem Herrfurthplatz kümmern, der Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde, ein Volkshochschulkurs für funktionale Analphabeten und, und, und. Zudem werden regelmäßige Beratungen angeboten – zum Beispiel für Mieter.
„Wir sind Anlaufstelle für Gruppen, die es im Kiez gibt, aber es haben sich bei uns auch schon neue gegründet“, so Koordinatorin Elif Yesilgöz. Abends sei jeden Tag mindestens ein Raum belegt. Miete wird nicht verlangt, im Gegenteil. „Wir haben ein Flipchart, es können Filme gezeigt und Powerpointvorträge gehalten werden. Hier in der Gegend ist es schwer, Räume zu finden, und wir bieten sogar an, unsere Küche zu nutzen.“ Für viele Initiativen sei das Angebot eine wertvolle Unterstützung, sie müssten mit jedem Cent rechnen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass der Nachbarschaftstreff mit den anderen gemeinnützigen Einrichtungen im Kiez gut vernetzt ist.
Träger des Hauses ist der Nachbarschaftsheim e.V., der seinen Hauptsitz an der Schierker Straße hat. Geld gab es bisher aus dem Topf „Soziale Stadt“, verwaltet vom Quartiersmanagement. Doch diese Förderung ist im vergangenen Jahr ausgelaufen. „Wir haben uns sehr gut etabliert und unsere Ziele übererfüllt, und die ganze Mühe wäre umsonst gewesen, wenn wir uns nicht entschlossen hätten, zu einem Mehrgenerationenhaus zu werden.“ Von diesen Einrichtungen gibt es rund 20 in der ganzen Stadt, sie werden vom Bundesfamilienministerium finanziert.
Für Yesilgöz und ihren Kollegen bedeutet das zwar weniger bezahlte Stunden und mehr Arbeit, aber sie wollen neue Angebote schaffen und alle bisherigen aufrechterhalten. Besonders ältere Menschen sollen angesprochen werden, kein leichtes Unterfangen. Die ersten Schritte sind jedoch getan. So gibt es seit kurzem nicht nur den Mittagstisch am Mittwoch und Donnerstag, sondern auch einen sonntäglichen Kiezbrunch.
Das Ziel ist, dass sich unterschiedliche Akteure kennenlernen. Eine Gruppe bekommt ein kleines Budget, richtet das Buffet aus und bietet eine Aktion an. Das kann eine Buchvorstellung sein, ein Spaziergang, eine Filmvorführung eine Lesung oder sportliche Bewegung. Montagvormittags treffen sich zudem ältere Menschen zu „Omas Küche“ und kochen traditionelle Rezepte nach. Eine gute Gelegenheit, auch mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen.
Elif Yesilgöz plant außerdem einen Internet-Workshop für Senioren. Ihre Idee: Grundschüler zeigen der Großelterngeneration, wie das Wischen und Googeln auf dem Smartphone funktioniert. Im Gegenzug können die Älteren beispielweise aus ihrer Kindheit erzählen oder etwas vorlesen. „Es ist wichtig, dass sich hier Jung und Alt treffen und voneinander lernen. Etliche Senioren sind sehr fit, haben viele Qualifikationen, das sollten sie weitergeben.“ Sie kann sich gut vorstellen, dass ein Ingenieur im Ruhestand Kindern zeigt, wie man nach einer Konstruktionszeichnung etwas baut – mit den eigenen Händen, ganz ohne Computerbildschirm.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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