Säuglingssterblichkeit in Neukölln gestiegen
Neukölln. Nirgends in Berlin sterben so viele Säuglinge wie in Neukölln und nirgends ist der Gesundheitszustand der Schulanfänger so schlecht. Das sind zwei Ergebnisse des vor Kurzem online veröffentlichten Neuköllner Gesundheitsberichts 2016.
Von den 3554 Neuköllner Babys, die 2013 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) zur Welt kamen, starben rund 50. Mehr als 60 Prozent von ihnen wurden tot geboren oder überlebten die erste Woche nicht. Die anderen verstarben vor ihrem ersten Geburtstag. Besonders besorgniserregend: Während in Gesamtberlin die Säuglingssterblichkeit zurückgeht, steigt sie in Neukölln.
Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) sieht zwei Gründe für diesen traurigen Trend: Erstens bestünden hier häufiger als anderswo Risikofaktoren für ein niedriges Geburtsgewicht oder Fehlbildungen, zum Beispiel, wenn die Schwangere rauche. Zweitens würden Vorsorgeuntersuchungen – trotz vieler Informationen und Bemühungen des Bezirksamts – immer noch nicht genügend in Anspruch genommen.
Ähnliches gilt für die ärztlichen Früherkennungen U1 bis U8, die von Geburt an empfohlen werden. Nur drei von vier Kindern nehmen daran teil, auch hier ist Neukölln Negativ-Spitzenreiter.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen wurde festgestellt: Jeder siebte Erstklässler ist übergewichtig und jeder vierte hat Schwierigkeiten mit der Auge-Hand-Koordination.
Fast die Hälfte der Schulanfänger beherrscht die deutsche Sprache nur mangelhaft, so viele wie in keinem anderem Bezirk. Dabei handelt es sich keinesfalls nur um ein Migrationsphänomen: Jedes vierte Kind, das aus einer deutschen Familie mit niedrigem sozialen Status stammt, hat ebenfalls Defizite. Es ist klar ersichtlich, dass sich die soziale Situation auf die Gesundheit auswirkt. Auch da steht Neukölln am schlechtesten da: Rund 29 Prozent der Bevölkerung bezieht staatliche Leistungen, fast ebenso viele Menschen haben einen geringen Bildungsstand, und jedes zweite Kind gilt als arm. Dazu kommen oft beengte Verhältnisse: Jeder fünfte Neuköllner hat weniger als die Hälfte als der durchschnittlichen Berliner Pro-Kopf-Wohnfläche zur Verfügung.
Der komplette Gesundheitsbericht ist unter http://t1p.de/hgzo zu finden. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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