„Wir lassen uns nicht verdrängen“: Gewerbemieter des Kiezladens Friedel 54 wollen nicht fristgerecht räumen

Lucas Rubio ist einer der vielen Hausbewohner in der Friedelstraße 54, die sich gegen die Räumung des Kiezladens Friedel 54 sowie gegen Verdrängung und Mietsteigerungen allgemein zur Wehr setzen. | Foto: Sylvia Baumeister
  • Lucas Rubio ist einer der vielen Hausbewohner in der Friedelstraße 54, die sich gegen die Räumung des Kiezladens Friedel 54 sowie gegen Verdrängung und Mietsteigerungen allgemein zur Wehr setzen.
  • Foto: Sylvia Baumeister
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Nach einem gerichtlichen Vergleich muss das soziale Nachbarschaftszentrum Friedel 54 zum 31. März aus seinen Mieträumen ausziehen. Die Betreiber wollen trotzdem bleiben, bis der Gerichtsvollzieher die Räumung vollstreckt.

Es ist ganz schön was los an diesem Sonntagnachmittag auf der Friedelstraße. Trotz der noch winterlichen Kälte haben sich hier viele junge Menschen und Familien eingefunden. Auch die Polizei ist dort, denn dies ist keine Open-Air-Party, sondern eine angemeldete Demonstration, organisiert vom Kiezladen 54. Der soll jetzt aus seinen Räumen weichen, wehrt sich aber nach wie vor mit Händen und Füßen dagegen. Und das trotz eines gerichtlichen Vergleiches. Den schlossen die bisherigen Mieter des Kiezladens im November mit dem neuen Eigentümer Pinehill, einem Luxemburger Unternehmen, das die Immobilie Friedelstraße 54 vom Vorgänger Citec Immo Invest im vorigen Jahr erworben hatte.

„Es ist unglaublich, dass der Staat solch eine Verdrängung in den Kiezen zulässt. Wir werden nicht gehen, sondern weiter kämpfen, denn wir denken, es lohnt sich“, meint Lucas Rubio. Der 33-Jährige lebt seit 2009 in dem Haus Friedelstraße 54 und engagiert sich seither in dem 2004 eröffneten Kiezladen. Regelmäßig laufen hier kulturelle Veranstaltungen, Workshops, Beratungsangebote, Diskussionen zu politischen Themen. Und es wird gemeinsam gekocht. All das schafft Zusammenhalt. So erreichten die Mieter der Wohnungen im vorigen Jahr, aufwändige Sanierungsmaßnahmen und darauf folgende Mietsteigerungen durch ihren gemeinsamen Widerstand beim vorigen Eigentümer Citec zu verhindern. Mit einem Kaufangebot scheiterten sie dennoch.

Für den Kiezladen, der die Mieter tatkräftig unterstützte, ist nun endgültig Schluss, denn alle juristischen Mittel gegen die ursprünglich zum 31. Mai 2016 ausgesprochene Kündigung sind ausgeschöpft. Letzte Gespräche im November in Luxemburg mit Vertretern der Firma Pinehill zur Fortsetzung des Mietvertrages brachten keinen Erfolg.

Was Lucas Rubio und seinen Mitstreitern bleibt, ist der Protest gegen die Verdrängung und gegen Mietsteigerungen in den Kiezen. Jeden Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr wird es weiterhin im März eine Demo vor der Friedelstraße 54 geben.

Rechtsanwalt Heiko Waskow, der den neuen Eigentümer, die Firma Pinehill, vertritt, versichert indes, die Räumung werde bei Bedarf auf jeden Fall durch einen Gerichtsvollzieher vollstreckt. SB

Weitere Infos unter https://friedel54.noblogs.org.

Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 537× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 822× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 802× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.183× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.