Tram zum Hermannplatz: Nach über 50 Jahren soll wieder eine Straßenbahn fahren
Nach über 50 Jahren soll die Straßenbahn auf den Hermannplatz zurückkehren. Der Senat plant die Verlängerung der M10 über die Oberbaumbrücke bis nach Neukölln.
Das Aktionsbündnis Karl-Marx-Straße berichtete Anfang des Jahres darüber, dass die Voruntersuchungen zu Tramlinien begonnen haben. Es soll ein Vergleich von möglichen Trassenvarianten erfolgen. Dieser Prozess wird etwa eineinhalb Jahre dauern. Auch die „Aktion! Karl-Marx-Straße“ wird weiter darüber berichten.
Die Linie M10 wird in der Öffentlichkeit gern als „Partytram“ bezeichnet, weil sie die Szenebezirke Prenzlauer Berg und Friedrichshain-Kreuzberg verbindet. Bisher war vor der Oberbaumbrücke am Bahnhof Warschauer Straße Endstation. Doch die M10 könnte künftig durch den Görlitzer Park fahren. Für die Streckenführung bietet sich auch die Skalitzer Straße an. So wie in der Schönhauser Allee könnten die Straßenbahnen links und rechts der Hochbahn verlegt werden.
Der Weiterbau bis zum Hermannplatz steht seit Jahren ganz oben auf der Wunschliste der Planer. Der Streckenbau gehört zu den im Koalitionsvertrag verankerten Projekten. Mit dem Bau soll eigentlich noch in dieser Wahlperiode begonnen werden. Der derzeitige Senat hat allerdings nur noch bis Herbst 2021 Zeit, das ehrgeizige Projekt zu starten.
Die letzte Straßenbahn ist Mitte der 1960er-Jahre über den Hermannplatz gefahren. Dann wurden alle Strecken stillgelegt. Die Gleisanlagen waren noch viele Jahre zu sehen. Erst Mitte der 80er-Jahre wurden bei der Umgestaltung des Hermannplatzes die alten Gleise entfernt.
Die Straßenbahn hat am Hermannplatz eine über 130-jährige Tradition. Bereits im Juni 1885 fuhr die Straßenbahn über den heutigen Hermannplatz. Damals war es allerdings noch kein Platz, sondern eine kleine Straßenkreuzung auf dem Weg von Berlin nach Rixdorf. Die erste Straßenbahn war die Pferdeeisenbahn nach Rixdorf.
Am 1. Juli 1899 fuhr dann die erste elektrische Straßenbahn auch über den Hermannplatz. Sie verband die Orte Rixdorf, Britz, Tempelhof und Schöneberg. Diese Bahn wurde im Volksmund auch „Wüstenbahn“ genannt, weil sie über weite Strecken durch menschenleeres und unbebautes Gebiet fuhr. In den besten Zeiten der Straßenbahn kreuzten sich 15 Linien am Hermannplatz. Auch die längste Straßenbahnlinie Berlins fuhr hier lang. Noch bis Ende der 1950er-Jahre verband eine Straßenbahnlinie den Bürgerpark in Pankow durch die Stadtmitte mit Schönefeld. Für diese Strecke benötigte der Fahrgast knapp 90 Minuten. Mit dem Bau der U-Bahnlinie sieben wurde diese Verbindung dann allerdings eingestellt. Heute diskutieren Verkehrsplaner über die Verlängerung der U7 bis zum Flughafen BER nach Schönefeld.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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