Dagmar Janke erinnert mit zwei Stolpersteinen an ihre ermordeten Verwandten

Zwei neue Stolpersteine vor der Mendelssohnstraße 3 erinnern an das Schicksal von Charlotte und Heinz Behrendt. | Foto: Bernd Wähner
4Bilder
  • Zwei neue Stolpersteine vor der Mendelssohnstraße 3 erinnern an das Schicksal von Charlotte und Heinz Behrendt.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Prenzlauer Berg. Vor dem Neubaublock in der Mendelssohnstraße 3 sind zwei neue Stolpersteine verlegt worden. Mit diesen wird an das Schicksal von Charlotte und Heinz Behrendt erinnert.

Die Verlegung dieser kleinen Gedenksteine ist Dagmar Janke und Oberschülern des Max-Planck-Gymnasiums zu verdanken. Dagmar Janke beschäftigt sich seit vier Jahren intensiv mit der Geschichte ihrer weit verzweigten Großfamilie. Bei ihrer Spurensuche stieß sie auf zahlreiche jüdische Verwandte, die im Holocaust deportiert und umgebracht wurden. So kam sie auf die Idee, an ihre getöteten Verwandten mit Stolpersteinen zu erinnern.

Schulklasse als Partner

Diese werden vom Künstler Gunter Demnig seit einigen Jahren europaweit vor der letzten bekannten Wohnadresse von Opfern auf dem Gehweg verlegt. Dagmar Janke ließ in den zurückliegenden Jahren bereits acht solcher Gedenksteine installieren. Dabei sucht sie sich immer eine Schulklasse als Partner.

In diesem Jahr organisierte sie die Verlegung der zwei Stolpersteine mit Schülern des Max-Planck-Gymnasiums. „Frau Janke kam im Frühjahr zunächst in unsere Klasse und hielt einen Vortrag über ihre Großfamilie“, so Roman Müller, einer der Schüler, die sich besonders in diesem Projekt engagierten. Danach recherchierten die Schüler das Leben von Charlotte und Heinz Behrend. Damals hieß der Straßenzug, in dem die beiden Verwandten von Dagmar Janke wohnten, noch Rombergstraße. Die Nummer 11 war ein typisches Altberliner Mietshaus. In der Kellerwohnung lebten zehn Angehörige der Familie.

Festgenommen, deportiert, ermordet

Zu ihren näheren Lebensumständen war nicht mehr viel herauszubekommen. Von Charlotte, Jahrgang 1922, weiß man nur, dass sie die Schwester von Siegbert Rotholz, einem Mitglied der Herbert-Baum-Gruppe, war. Nach dem Anschlag der Gruppe auf die Naziausstellung „Das Sowjetparadies“ wurde Charlotte 1941 vom Sicherheitsdienst verhaftet und nach Minsk deportiert. Dort wurde sie vermutlich 1942 ermordet.

Auch Heinz (Jahrgang 1919) wurde festgenommen. Für ihn begann ein Weg voller Leid und Schrecken durch mindestens zehn Konzentrationslager. Am 25. April 1945 ist er durch amerikanische Truppen als einer der letzten Überlebenden auf dem Todesmarsch aus dem KZ Flossenbürg nach Dachau befreit worden. Danach ging er nach Israel und nahm den Namen Chaim Baram an. Er gründete eine neue Familie. Später sagte er in Prozessen gegen Kriegsverbrecher, unter anderem gegen Adolf Eichmann, aus. Er verstarb 1975.

„Diese Familiengeschichte hat uns sehr berührt“, sagt die Schülerin Sarah Jäckel. „Man erfährt anhand solcher konkreten Schicksale erst richtig, was die jüdischen Familien damals durchmachen mussten.“ Und ihr Mitschüler Lasse Wild ergänzt: „Das Schicksal dieser Menschen macht sehr traurig. So etwas darf nie wieder passieren. Darum muss man an sie erinnern und darum unterstützen wir die Stolpersteinverlegung.“

Das Wohnhaus an der Rombergstraße 11 wurde Ende der 60er-Jahre abgerissen. Heute stehen hier 70er-Jahre-Neubaublöcke. Die beiden Stolpersteine sollen an diesem Ort nicht die einzigen bleiben. Neben Charlotte und Heinz lebten in der Kellerwohnung auch Charlottes Eltern Eva und Markus Rotholz. Außerdem lebte Charlottes Schwester Irma mit ihrem Mann und vier Kindern in der Wohnung. „Für diese acht Verwandten, die alle in Auschwitz ermordet wurden, ist für 2016 und 2017 die Verlegung von Stolpersteinen angemeldet. Wir werden also noch zweimal an diesen Ort zurückkehren“, so Dagmar Janke. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 678× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.345× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.009× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.443× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.345× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.