Hoai Thu leistet mit ihrem Club Asiaticus seit vielen Jahren wichtige Integrationsarbeit

Für Hoai Thu, die den Club Asiaticus mit viel Engagement leitet, ist Berlin inzwischen ihre Heimat geworden. | Foto: Bernd Wähner
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Prenzlauer Berg. Wie kaum eine andere Einrichtung im Bezirk leistet der Club Asiaticus Integrationsarbeit. Von Anfang an leitet Hoai Thu diesen Club.

„Wir sind ein Treffpunkt für Vietnamesen, die in Berlin leben. Außerdem können sich Berliner bei uns über das Leben in Asien informieren“, sagt die rührige Clubchefin. Hoai Thu ist selbst beredtes Beispiel dafür, wie Vietnamesen in Berlin eine neue Heimat fanden und sich integrieren. Sie kam in Hanoi zur Welt. Eine erste längere Bekanntschaft mit Deutschland machte sie bei einer Ausbildung von 1975 bis 1978. Wieder in ihrer Heimat, arbeitete sie zunächst an der Akademie für Sozialwissenschaften in Hanoi, studierte dann ab 1981 russische Literatur. Danach arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Universität.

„In Nordvietnam war das Leben in den 70er- und 80er-Jahren nicht einfach. Ich musste überlegen, wie ich mit meiner Tochter über die Runden komme“, erinnert sich die 58-Jährige. „Deshalb entschied ich mich, 1987 als Sprachmittlerin erneut in die DDR zu gehen.“ Seinerzeit holte Ost-Berlin viele Vertragsarbeiter aus Vietnam in die Betriebe. Sie sollten helfen, die Wirtschaft anzukurbeln. Etliche Vietnamesinnen arbeiteten im VEB Treff-Modelle. Sie stellten Bekleidung her. Hoai Thu stand ihnen als Übersetzerin zur Seite und half ihnen, sich in der Stadt zurechtzufinden.

Vertragsarbeiter entlassen

Dann kam der Fall der Mauer. Die Wirtschaft wurde umstrukturiert. „1990 wurden alle Vertragsarbeiter entlassen. Ein Teil bekam eine Abfindung und fuhr nach Hause“, erinnert sich Hoai Thu. „Ein anderer Teil blieb auf eigenes Risiko hier.“ Hoai Thu hatte Glück. Die Sprachmittlerin kam beim Kulturamt Prenzlauer Berg unter. Mit Unterstützung von Freunden und Sinologen entwickelte sie ein Konzept, wie man in Berlin lebende Asiaten unterstützen könnte. Sie gründeten den Verein Vinaphunu und richteten den Club Asiaticus ein. Dieser ist heute im Interkulturellen Haus in der Schönfließer Straße 7 beheimatet.

„Hier machen wir von Montag bis Sonnabend von 17 bis 21 Uhr ein umfangreiches Angebot für Berliner Vietnamesen“, so Hoai Thu. Jeden Tag gibt es beispielsweise Rechts- und Sozialberatungen. Hoai Thu: „Wir beraten aber auch zu ganz alltäglichen Problemen wie Wohnungssuche oder Konflikten innerhalb der Familie.“ Außerdem finden kostenlose Deutschkurse für Vietnamesen statt. Kinder vietnamesischer Familien, die in Berlin aufwachsen, können hingegen in einem Kurs die Muttersprache ihrer Eltern erlernen. Außerdem finden im Club jede Woche Veranstaltungen statt.

Mit all seinen Angeboten trägt der Club Asiaticus dazu bei, dass Berlin für viele hier lebende Vietnamesen zur Heimat wird. Das trifft natürlich auch auf Hoai Thu selbst zu. „Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte gar nicht mehr woanders leben“, sagt sie. „Mir gefällt hier vor allem, dass man so viele Möglichkeiten hat, sich in die Gesellschaft einzubringen und etwas mitzugestalten. Leider nutzen viele diese Chance nicht aus.“

Die junge Generation kennt nichts anderes als Berlin

Die junge Generation der Vietnamesen, die hier geboren ist, kennt häufig gar nichts anderes als Berlin. Sie waren höchstens mal in den Ferien mit ihren Eltern in Vietnam. „So wie ihre Eltern Deutsch lernen, lernen sie Vietnamesisch bei uns – wie eine Fremdsprache. Das fällt vielen schwer. Mitunter gibt es auch Konflikte zwischen beiden Generationen. Die Erziehung funktioniert hier ganz anders als in Vietnam. Darum leisten wir auch bei den Müttern Aufklärungsarbeit zu diesem Thema.“ Die Tochter von Hoai Thu lebt inzwischen übrigens in Bayern. „Sie hat dort ein ähnliches Projekt wie den Club Asiaticus aufgebaut“, sagt die Mutter stolz. BW

Weitere Informationen zum Club Asiaticus gibt es unter  441 50 90 und auf www.vinaphunu.de.
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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