Prenzlauer Berg. Sie gilt inzwischen bundesweit als Beispiel für eine gelungene Gewerbehofentwicklung: die alte Königstadtbrauerei. Dass es dort stetig vorangeht, dafür sorgt die Genossenschaft Gewerbehof Saarbrücker Straße. Sie feiert am Wochenende ihren 20. Geburtstag.
Die Königstadtbrauerei in der Saarbrücker Straße 24 wurde vor über 160 Jahren errichtet. Nachdem sie in den 30er-Jahren die Produktion einstellte, gab es viele Nutzungen auf dem Areal. Anfang der 90er-Jahre zählte man 30 Betriebe auf dem Gelände. „Aber dann wurden gleich sieben Restitutionsanträge für die Brauerei gestellt. Nach und nach sank die Zahl der Firmen“, erinnert sich Klaus Lemmnitz. Der Maschinenbauingenieur und Diplomvolkswirt ist Inhaber einer Automatenfirma. Er ist heute Ehrenvorstand der Gewerbehof-Genossenschaft.
Die Gewerbetreibenden fürchteten um ihre Zukunft. Und so kamen sie auf die Idee, eine Genossenschaft zu gründen. Die könnte ganz anders Verhandlungen führen als zum Beispiel ein Verein. Die ersten Jahre gingen ins Land, ohne dass sich auf dem Gelände etwas bewegte. Alle Restitutionsanträge wurden nach und nach abgelehnt. Die einstige Brauerei wurde dem Liegenschaftsfonds zugesprochen. Anfang des Jahrtausends schrieb dieser die Immobile aus. „Wir erfuhren durch Zufall davon und bewarben uns sofort“, so Lemmnitz. „Wir hofften zwar auf den Zuschlag, merkten aber bald, dass man in uns so etwas wie die Schmuddelkinder unter den Bewerbern sah.“
Überzeugendes Konzept
Die Genossenschaftsmitglieder holten sich den Architekten Stefan Klinkenberg als Projektentwickler ins Boot. Mit ihm wurde ein architektonisch und inhaltlich überzeugendes Konzept erarbeitet. Dieses unterstützten auch Bundes- und Bezirkspolitiker wie zum Beispiel Wolfgang Thierse, Klaus Mindrup (beide SPD) oder Almuth Hartwig-Tiedt (Die Linke).
„2003 bekamen wir den Zuschlag. Damit ging die Arbeit für uns aber erst richtig los“, erklärt Klaus Lemmnitz. „Für die Umsetzung der Planungen mussten Kredite aufgetrieben werden. Bei den Banken blitzten wir zunächst ab. Einzig die Berliner Volksbank konnten wir überzeugen. Diese arbeitet selbst nach dem Genossenschaftsmodell und ist heute noch für uns ein zuverlässiger Partner.“
Inzwischen wurde die einstige Brauerei zu einem modernen Gewerbehof umgebaut. In diesem Sommer wurde gerade das ehemalige Lagerhaus der Brauerei fertiggestellt. In dieses zogen unter anderem der Filmemacher Wim Wenders mit seiner Firma sowie das weltweit agierende Unternehmen Archimedes Exhibitions mit seinen Werkstätten ein.
40 Firmen mit 300 Mitarbeitern
„Auf dem Gewerbehof haben wir heute 40 Firmen mit etwa 300 Mitarbeitern“, so Lemmnitz. Es ist eine bunte Mischung aus Handwerkern, Dienstleistern, Medienunternehmen, Druckereibetrieben und Spielgeräteherstellern. Doch noch ist das Baugeschehen auf dem Areal nicht beendet. Vor wenigen Tagen starteten zwei neue Bauprojekte.
„Wir begannen die Sanierung des früheren Hofmeisterhauses. In das sowie in einen neu entstehenden Anbau wird die KulturKantine, also Gastronomie, einziehen. In der zweiten Etage richten wir außerdem die neuen Räume für die Genossenschaftsgeschäftsstelle ein“, erläutert Lemmnitz. Zur Straßburger Straße hin entsteht indes ein Neubau. Diese Fläche hat die Genossenschaft an eine Erbbaugemeinschaft übergeben. In diesen Neubau sollen eine Fahrradfirma und die Stadterneuerungsgesellschaft Stern einziehen. Die jetzt begonnenen werden dann die vorerst letzten großen Bauprojekte sein. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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