Kampfansage an Mietenwahnsinn: Grüne mit Aktion im Weitlingkiez

Philipp Ahrens und Hannah Neumann von den Grünen, wollen wissen, mit welchen Problemen Bewohner des Weitlingkiezes zu kämpfen haben.
4Bilder
  • Philipp Ahrens und Hannah Neumann von den Grünen, wollen wissen, mit welchen Problemen Bewohner des Weitlingkiezes zu kämpfen haben.
  • hochgeladen von Berit Müller

Mit einer eigenen Kampagne beteiligen sich die Lichtenberger Grünen an den berlinweiten Aktionstagen gegen explodierende Mieten und die daraus resultierende Verdrängung. Der Kreisverband legt sein Augenmerk auf den Weitlingkiez.

Das „Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“ veranstaltet dieser Tage eine Aktionswoche zum Thema Gentrifizierung und ruft am 14. April, 14 Uhr, zu einer Demonstration am Potsdamer Platz auf (wir berichteten). Mehr als 150 Gruppen und Initiativen haben sich dem außerparlamentarischen Bündnis bereits angeschlossen, nähere Infos unter www.mietenwahnsinn.info.

Auch die Lichtenberger Grünen wollen mit einer Aktion in der Weitlingstraße ein Zeichen setzen. Das Quartier haben sie nicht zufällig gewählt. „Die Mieten im Weitlingkiez steigen, und immer mehr Menschen haben Probleme mit ihren Vermietern“, sagt der Kreisvorsitzende Philipp Ahrens. „Unternehmen wie die Deutsche Wohnen wollen maximalen Profit aus ihren Häusern holen, auch auf Kosten der dort lebenden Menschen. Uns ist das bewusst, deshalb haben wir uns für den Milieuschutz im Weitlingkiez eingesetzt.“

In der Tat hat sich die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung (BVV) dafür engagiert, dass im Rummelsburger Kiez eine soziale Erhaltungssatzung nach Paragraf 172 des Baugesetzbuchs – kurz Milieuschutz genannt – erlassen wird. Denn noch 2016 war das Stadtplanungsbüro Topos nach Untersuchungen zum Schluss gekommen, dass es im Quartier keine Anzeichen für Verdrängung gebe, der Erlass also nicht nötig sei. Die Bürgerinitiative Weitlingkiez hatte sich formiert und mit Rückenwind sowohl der Grünen als auch der Linksfraktion eine Nachuntersuchung erkämpft. Noch einmal 9000 Fragebögen verschickte Topos Ende 2017.

Nach Angaben der zuständigen Stadträtin Birgit Monteiro (SPD) sind 1500 ausgefüllte Papiere zurückgekommen – eine „sensationell gute Quote“, die bislang in keinem Berliner Untersuchungsgebiet erreicht worden sei. Die Bögen würden aktuell analysiert und ausgewertet. Je nach Ergebnis werde das Bezirksamt reagieren.

Kommt der Milieuschutz im Weitlingkiez, hat der Bezirk die Chance, Luxussanierungen und die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen zu verbieten. Außerdem kann er von seinem Vorkaufsrecht für Immobilien Gebrauch machen. Diese Vorgaben sollen helfen, die Sozialstruktur im Kiez zu erhalten und verhindern, dass alt eingesessene Bewohner eine günstigere Gegend suchen müssen.

Hinsichtlich der Wirksamkeit der Satzung gehen die Meinungen allerdings auseinander. So hat die Lichtenberger CDU-Fraktion schon mehrfach unterstrichen, dass sie vom Milieuschutz wenig hält. Auch die Grünen räumen ein, dass der Erlass nicht jeden Mieter schützen kann. Er diene lediglich dazu, den Charakter der Wohnbevölkerung als Ganzes zu erhalten, so Ahrens. „Für einen besseren individuellen Mieterschutz muss das Mietrecht auf Bundesebene geändert werden.“

Im Rahmen der berlinweiten Aktionstage wollen die Lichtenberger Grünen nun konkret wissen, mit welchen Problemen die Bewohner des Weitlingkiezes zu kämpfen haben. „Was uns jetzt interessiert, sind ganz persönliche Geschichten und Erlebnisse“, sagt die Co-Kreisvorsitzende Hannah Neumann. „Erzählen Sie uns von Ihrem Ärger, Ihren Ängsten, Ihrem Kampf! Wir wollen Verdrängung sichtbar machen.“

Was heißt es, wenn die Wohnung nicht mehr sicher ist? Wie groß ist die Sorge, vertrieben zu werden? Was bedeutet es für Eltern, wenn ihre Kinder Schul- und Kitafreunde verlieren? Wer seine Erlebnisse und Erfahrungen mitteilen möchte, hat Donnerstag, 12. April, ab 17 Uhr Gelegenheit dazu. Dann stehen die Grünen mit der Bundestagsabgeordneten Lisa Paus vor dem Rewe-Markt in der Weitlingstraße 56 und möchten Geschichten zum Thema Mieten und Wohnen hören. Hannah Neumann: „Entstehen soll ein sehr persönliches Bild von den Menschen, die in diesem Kiez leben und die ihn prägen.“

Wer an dem Tag keine Zeit hat, kann seinen Erfahrungsbericht auch per E-Mail schicken info@gruene-lichtenberg.de.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 679× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.348× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.011× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.443× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.349× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.