Emotionsgeladene Einwohnerversammlung zur Bebauung der Bautzener Brache

Panoramablick über Gleisanlage und linkerhand die Bautzener Straße. | Foto: KEN
3Bilder
  • Panoramablick über Gleisanlage und linkerhand die Bautzener Straße.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Der Ärger bei Anwohnern über den geplanten Bau von annähernd 300 Mietwohnungen auf einem ehemaligen Bahngelände an der Bautzener Straße ist groß. Zuletzt hat er sich auf einer Einwohnerversammlung Luft gemacht.

In der übervollen Mensa der Havelland-Grundschule eröffnete Bezirksverordnetenvorsteherin Petra Dittmeyer (CDU) die Versammlung. Sie war parallel zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans von der Initiative „Stadtplanung von unten“ beantragt worden.

Gut zweieinhalb Stunden lang erläuterten Stadträtin Sibyll Klotz (Grüne), das Stadtentwicklungsamt, der Eigentümer, der Architekt, die Landschaftsarchitektin, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und ein Lärm-, Verkehrs- und Klimagutachter das Projekt. Allein es gelang ihnen nicht, die Bedenken zu zerstreuen.

Das Hauptargument der Bebauungsgegner, die vom BUND und dem Nutzbeirats des Gleisdreiecks und Flaschenhalsparks unterstützt werden: Der Investor habe nach geltendem Baugesetz keinen Rechtsanspruch auf die Erteilung des Baurechts an dieser Stelle. Das zu tun, sei eine bloße Willensentscheidung der Politik. Sie befördere damit nur einen „großen Spekulationsgewinn“. Kolportiert wurde die Summe von 22 Millionen Euro allein für das Grundstück. Ohne Baurecht sei das Areal für 1,5 Millionen Euro zu haben. Das Geld sei vorhanden, weil das Projekt Wannseebahngraben eingestellt sei.

Argumentiert wurde auch mit der klimatischen Notwendigkeit. Die Bautzener Brache sei Grün- und Erholungsausgleich für die mindestens 4000 Wohnungen, die um das Gleisdreieck entstehen werden. Zumal dort künftig auch noch 4,4 Hektar Grün für den Bau der Stammbahn und der S 21 wegfielen.

Die Baugegner bemängelten den geringen Anteil gefördeter Wohnungen: 15 Prozent. Diese Sozialwohnungen lägen an der lautesten Stelle des Grundstücks, das von vielgleisigem Bahnkörper, Bahnhof Yorckstraße und Bautzener Straße eingeklemmt wird.

Und immer wieder wurde die Furcht vor steigenden Mieten und Verdrängung vorgebracht.

Für die anschließende Aussprache blieb nur noch wenig Zeit. Zeit, die einige Bürger für teilweise lauthalsen, sehr erregten Protest nutzten.

Ein Anwohner sagte, er glaube nicht, dass an der Bautzener Straße tatsächlich Mietwohnungen entstehen. Der Stadträtin warf er vor, Politik für Spekulanten zu machen. Ein weiterer kritisierte die „grottenschlechte Architektur“ der geplanten Wohnhäuser. „Die muss ich jeden Tag sehen.“

Der Redebeitrag einer Vertreterin der Wohnbaulenkung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die auf die „dramatische Situation“ hinwies, die durch „normalen Zuzug“ und die Aufnahme von Flüchtlingen in der Stadt entstanden sei, ging in Tumult unter.

Eine Anwohnerin sagte, sie verstehe zwar die Notwendigkeit von Wohnungsneubau, nicht aber, dass hier sechs Etagen hoch gebaut werde. „Dann kriegen wir keine Sonne mehr ab.“ KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 537× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 822× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 802× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.183× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.