Der Stadtteilverein Schöneberg widmet sich Annedore Leber als Publizistin
Schöneberg. Kurzfassungen der Forschungsergebnisse hängen an der Wand. Darunter sind Publikationen ausgelegt. Es ist ein besonderer Büchertisch und so auch nur am Eröffnungstag der Ausstellung im Spenerhaus zu sehen.
Der Arbeitskreis „Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber“ stellt auf dem Gelände der früheren Kohlenhandlung an der Torgauer Straße „Schnittmuster und Politik“ vor. Unter diesem Titel wird in der dritten Ausstellung des Arbeitskreises unter dem Dach des Stadtteilvereins Schöneberg die publizistische Tätigkeit von Annedore Leber, der Ehefrau und Unterstützerin des hingerichteten sozialdemokratischen Widerstandskämpfers Julius Leber, nach 1945 beleuchtet. Sie läuft über die Sommermonate und ist quasi rund um die Uhr zu besichtigen.
Annedore Leber (1904-1968), in Nachkriegsdeutschland eine engagierte SPD-Politikerin, war Autorin, Mitherausgeberin der SPD-nahen Tageszeitung „Telegraf“, eine der wichtigsten Zeitungen der Nachkriegszeit in Berlin, Verlegerin der monatlich erscheinenden Frauenzeitschrift „Mosaik“, die es von Oktober 1947 bis zur Währungsreform zu kaufen gab, von Kinder- und Jugendliteratur, pädagogischen Büchern, und von politischen und biographischen Werken. Hier sind besonders erwähnenswert die Bücher über Matthias Erzberger, Carl von Ossietzky und Walther Rathenau. Sie veröffentlichte die ersten Bücher über den Widerstand, wie „Das Gewissen steht auf“ und „Das Gewissen entscheidet“.
Es war ein Anliegen Annedore Lebers, nach den Verheerungen des Nationalsozialismus in Deutschland einen demokratischen Staat aufzubauen, einerseits mit politischen Mitteln, ihrer Tätigkeit in der SPD, andererseits durch ihre publizistische Tätigkeit. „Mit unseren Büchern möchten wir zu einer demokratischen Bewusstseinsbildung beitragen. Sie sollen dazu anregen, über die unveräußerlichen Werte von Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit nachzudenken, und verdeutlichen, dass wir ohne Humanität nicht existieren können“, schreibt Annedore Leber in den 50er-Jahren über ihr Verlagsprogramm.
Die Ausstellung ist in Kurzform über die Sommermonate am künftigen Lern- und Gedenkort an der Torgauer Straße zu sehen, ausführlich im Internet unter www.gedenkort-leber.de.
Im vergangenen Herbst hat der Stadtteilverein mit dem Bezirksamt einen Nutzungsvertrag für den geplanten Lern- und Gedenkort abgeschlossen. Aussicht auf eine finanzielle Unterstützung seitens des Bezirks gibt es laut der Vereinsvorsitzenden Annette Maurer-Kartal nicht.
Der Stadtteilverein braucht also von anderer Seite Förder- und Stiftungsgelder. Ein Antrag an die Lottomittelstiftung ist in Arbeit. Für die Finanzierung der notwendigen Baumaßnahmen und des anschließend laufenden Betriebs haben der Stadtteilverein, der Arbeitskreis und der Verein „Berliner Geschichts-Werkstatt“ einen Freundeskreis gegründet. Über ihn werden Spenden gesammelt. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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