Varianta-Schauspielerin Christel Grünewald starb mit 79 Jahren

Christel Grünewald und der künstlerische Leiter von Varianta, Heinz Klever. | Foto: Varianta
  • Christel Grünewald und der künstlerische Leiter von Varianta, Heinz Klever.
  • Foto: Varianta
  • hochgeladen von Christian Schindler

Spandau. Das Volkstheater Varianta trauert um seine Schauspielerin Christel Grünewald, die am 15. April im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

In Spandau war Christel Grünewald ein Star. Es kam nicht selten vor, dass Szenenapplaus schon dann einsetzte, wenn sie die Bühne betrat. Es reichten angedeutete Gesten oder knappe Sätze, um Lachstürme hervorzurufen. Sie konnte jede Szene ins Komische reißen mit ihrem Berliner Mutterwitz und den Marotten, die sie ihren Figuren schenkte. Und immer blieb sie dabei die zupackende Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Wer sie einmal auf einer Theaterprobe erlebte, wusste sofort, welche Bereicherung sie für jedes Ensemble gewesen wäre.

Christel Grünewald war für die Kunst geboren, und doch hatte sie es nicht immer leicht mit den Brettern, die auch für sie die Welt bedeuteten. Geboren am 21. September 1935, wuchs sie in Prenzlauer Berg auf. Schon mit sechs Jahren erhielt sie an der Volksbühne eine klassische Ballettausbildung. Sie hatte Auftritte in der Staatsoper und der Komischen Oper und ging auf Tournee.

Nach der Geburt ihres Sohnes Frank 1960 hörte sie aber mit dem Tanzen auf. Wenig später traf sie eine andere wichtige Entscheidung: Sie wechselte kurz vor dem Mauerbau nach West-Berlin. Ihren Schauspielkollegen erzählte sie oft von der Dramatik des "Umzugs", der eher eine Flucht war: Im Kinderwagen hatte sie unter ihrem Baby gerade so viel Hausrat verborgen, das die ungewöhnliche Beladung nicht auffielt. Trotz Wärme hatte sie Kleidung in mehreren Schichten übereinander angezogen. Doch mehr schwitzte sie wohl in der Angst vor den Volkspolizisten der DDR, die die Flucht per S-Bahn noch bemerken könnten. Erst am Bahnhof Zoo atmete sie auf.

In West-Berlin lebte Christel Grünewald zusammen mit ihrer Mutter, die sie bis zu deren Ableben versorgte, und ihrem Sohn im Meydenbauerweg. Sie war also mehr als 50 Jahre Spandauerin. Bis ins Rentenalter arbeitete sie in den Schleicher Relais-Werken, um den Lebensunterhalt zu verdienen und auch ihrem Sohn das Studium zu ermöglichen.

Die Liebe zur Bühne hatte sie nie verlassen und so kam Christel Grünewald 1981 an das Spandauer Theater Varianta, das damals noch von seinem Gründer Wolfgang Nusche geleitet wurde. Sie entwickelte sich zum absoluten Publikumsliebling. 2012 ehrten sie ihre Kollegen mit dem Spandauer Theaterpreis Julius, 2014 erhielt sie nach Abstimmung durch das Publikum den Goldenen Julius. Das Theater war ihr Leben. Als klar war, dass sie bedingt durch eine schwere Krankheit nicht mehr zurückkehren konnte, verlor sie den Lebensmut. Sie trat von der Bühne des Lebens ab in dem Jahr, in dem ihr geliebtes Spandauer Volkstheater Varianta 50 Jahre alt wird.

Christian Schindler / CS
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 466× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.206× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.260× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.